In der Textilindustrie ist der Faden gerissen
28.09.2009
Die Krise trifft die heimische Textilindustrie massiv. Im 1. Halbjahr ist der Umsatz um 27 % auf 1,02 Mrd. Euro eingebrochen.
Die Zahl der Beschäftigten verringerte sich im Vergleich zum 1. Halbjahr 2008 um knapp 13 % auf 12.200 Personen. Viele Fachkräfte werden derzeit mit Kurzarbeit im Betrieb gehalten, um für die Zeit nach der Krise gerüstet zu sein, meinte der Präsident des Fachverbandes der Textilindustrie, Reinhard Backhausen. Trotz allem üben sich die Textiler in Optimismus und erwarten für 2010 eine "deutliche Konjunkturbelebung".
Österreichs Textilindustrie ist stark exportorientiert: Mehr als 80 % der Waren werden exportiert - wichtigster Markt ist mit 77 % die EU, innerhalb der EU ist es Deutschland. Vor diesem Hintergrund fällt der Einbruch der Exporte im 1. Halbjahr besonders ins Gewicht: In den ersten 6 Monaten des Jahres sanken die Ausfuhren um 20 % auf 937 Mio. Euro. Zuwächse gab es lediglich in der Slowakei (+38 %), in Indien (+31 %), Brasilien (+17 %), Mali (+68 %) und in Senegal (+99 %). Die Textilimporte gingen im 1. Halbjahr um 12 % auf 1,286 Mrd. Euro zurück.
Aufträge aus der Automobilindustrie für technische Textilien weggebrochen
Selbst technische Textilien, die bereits knapp die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen und als Zukunftshoffnung gelten, verzeichneten einen Umsatzrückgang von 32 % auf 463 Mio. Euro. Maßgeblich dafür verantwortlich ist die desaströse Lage in der Autoindustrie, so Backhausen.
Nicht zuletzt blieben Aufträge für die Innenausstattung von Autos aus: Der in die Insolvenz geschlitterte niederösterreichische Autozulieferer Eybl International beispielsweise war 2007 noch wichtigster Kunde der Branche gewesen. Im Bereich der Medizintextilien blieb die Nachfrage stabil.
Auch bei den Investitionen steigen die Unternehmen auf die Bremse: Laut derzeitiger Prognose investieren die heimischen Textiler heuer 33 Mio. Euro, um 22 % weniger als 2008. "Die Tendenz für 2010 ist wieder steigend", sagte Backhausen.
Gemeinsam mit der Elektro- und Elektronikindustrie sollen ab 2010 Forschungsprojekte in Sachen "Smart Textiles" starten - so sollen "Produktvisionen" wie ein in Bekleidung eingebauter Airbag, Sensorbekleidung oder Wohntextilien, die ihre Farbe verändern, realisiert werden.