Industrie steckt noch tief in der Krise

23.07.2009

Österreichs Industrielle sehen zwar die Talsohle im Rahmen der Wirtschaftskrise erreicht, sind aber bei den Kerndaten weiterhin voller Sorge. "Wir befinden uns tief unter Wasser. Wir sehen das Licht, doch der Rettungsanker befindet sich noch nicht in Griffweite", so Peter Koren, Vizechef der Industriellenvereinigung (IV). Demnach erfasse die Krise immer mehr Bereiche und habe mittlerweile auch die Kleinbetriebe erreicht.

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Laut dem IV-Konjunkturbarometer (451 befragte Unternehmen mit in Summe 280.000 Beschäftigten) erwarten die Industriellen 2009 einen Rückgang der Sachgüterproduktion im zweistelligen Prozentbereich. Bei der Arbeitslosenzahl ist der Höhepunkt noch gar nicht erreicht. Dieser wird für 2010/2011 erwartet. Wesentlich sei, dass der Staat mittelfristig auf die Schuldenbremse steigt, hier seien besonders die Bundesländer gefragt, betonte Koren vor Journalisten.

Nur 15 Prozent der Industriekapitäne bewerten die derzeitige Lage als gut. Lediglich 16 Prozent glauben, dass es in den nächsten sechs Monaten bergauf geht. Jeder vierte Unternehmer sieht in den nächsten Monaten sinkende Verkaufspreise, nur acht Prozent rechnen mit einem Preisanstieg. Erschreckend dabei: Jedes dritte Industrieunternehmen erwartet einen Jobabbau. Durch hohe Fixkosten bei sinkender Auslastung und weniger Absatz verschärfe sich auch die Ertragssituation (Saldo von -31 Prozentpunkten) weiter, die Erwartungen für die nächsten sechs Monate bleiben ebenfalls negativ (-10 Prozentpunkte).

Weniger Aufträge, Jobs fallen weg

Ganz und gar nicht rosig sieht die Auftragslage aus. 43 Prozent der Unternehmen bezeichnen demnach ihren Auftragsbestand als extrem niedrig, nur 15 Prozent als gut. Einbrüche gebe es vor allem bei den Bestellungen aus dem Ausland. Auf den Hauptexportmärkten beträgt der Saldo immerhin -32 Prozentpunkte. Auch die Produktionserwartungen für die kommenden drei Monaten fallen mit -10 Prozentpunkten pessimistisch aus, beim Beschäftigtenstand rechnen 32 Prozent mit einem Abbau, lediglich 8 Prozent mit einer Zunahme.

Koren nutzte dies für einen Appell an die Politik, die Arbeitszeit-Durchrechnungszeiträume auszubauen. Die Industrie argumentiert dies mit mehr Flexibilität beim Einsatz der Arbeitnehmer. Für letztere bringt eine Änderung aber weniger Überstundenzuschläge. Was die düstere Prognose für die Herbstlohnrunde bedeutet, wollte Koren nicht kommentieren. Das sei Sache der Sozialpartner.

Optimistisch zeigte sich der IV-Vize bei den Beschäftigungspotenzialen durch den forcierten Wasserkraftausbau. "Die UVP-Novelle bietet eine echte Chance auf Verfahrensbeschleunigung im Infrastruktur- und Kraftwerksbereich. Jetzt sind die Landesregierungen als Bewilligungsbehörden gefordert, diese Chance zu nutzen."

Keine neuen Staatsschulden

Koren forderte zudem eine "Schuldenbremse" des Staates. Hier wären insbesondere die Bundesländer gefragt. Wünschenswert sei das deutsche Modell, wonach der Staat in normalen Zeiten keine weiteren Schulden machen darf und sich die Bundesländer ab 2020 prinzipiell nicht mehr neu verschulden. "Wir halten dieses Vorgehen für durchaus beispielgebend für Österreich." Eine ähnliche Regelung im Verfassungsrang könnte auch Teil eines großes Sanierungspaketes für die öffentliche Haushalte, besonders jene der Bundesländer, sein, ergänzte Koren.

Erst vor wenigen Monaten hatte die IV gewarnt, dass durch die krisenbedingte Rezession zehn Jahre Industrieexpansion verloren gegangen seien. Anfang dieser Woche wurde bekannt, dass die Firmenkonkurse heuer deutlich angestiegen sind. Allerdings: Bei 80 Prozent der Pleiten waren Managementfehler schuld, teilte die Creditreform vor kurzem mit. Laut Wifo wird die heimische Wirtschaft heuer um 3,4 Prozent schrumpfen. Das IHS erwartet gar einen Rückgang von 4,3 Prozent.

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