Die Stimmung der österreichischen Industrie hat sich etwas aufgehellt, die erhofften Frühlingsgefühle lassen aber noch auf sich warten, sagte Markus Beyrer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV). Das IV-Konjunkturbarometer hat in den letzten drei Monaten 2009 nach 5 Quartalen im Minus erstmals die Nulllinie überschritten und liegt nun nach -6 bei +2 Punkten.
Sowohl die Beschäftigungs- als auch die Ertragslage bleiben jedoch äußerst angespannt. Knapp ein Viertel der 430 befragten Unternehmen sieht in den kommenden drei Monaten einen Jobabbau. Einerseits stabilisiere sich die Industriekonjunktur auf niedrigem Niveau, andererseits mehrten sich die Anzeichen, dass die Wachstumsraten in den nächsten Quartalen verhalten ausfallen werden, so Beyrer. "Einen sehr dynamischen Wiederaufschwung sehen wir leider noch nicht."
Leichte Aufwärtsbewegung
Im Schlussquartal 2009 lag die Wirtschaftsleistung nach wie vor um rund 3,5 % unter dem Vorjahresniveau. Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage in der Industrie hat sich von -13 auf -1 Punkt verbessert. Bei der erwarteten Situation in den nächsten 6 Monaten setzt sich die leichte Aufwärtsbewegung von per Saldo +1 auf +6 Punkte fort. Der Anteil jener Unternehmen, die eine Verschlechterung erwarten, ist von 15 auf 12 Prozent zurückgegangen. Im vierten Quartal 2008 waren noch 42 % pessimistisch gewesen.
"Der Pessimismus hat abgenommen, aber der Optimismus, den wir für Investitionen brauchen würden, ist noch nicht eingetreten", sagte IV-Chefökonom Christian Helmenstein. Verglichen mit früheren Rezessionen gebe es derzeit untypisch wenige Optimisten (nur 18 %). Der gegenwärtige Erholungsprozess sei sehr fragil und "schwächt sich bereits wieder ab".
Bei den Auftragsbeständen hat sich die Erholung der Vorquartale fast vollständig eingebremst. Knapp ein Viertel der Unternehmen bezeichnete seinen Auftragsbestand als saisonal außergewöhnlich niedrig, ebenso viele als "gut". Die Bestellungen aus dem Ausland haben etwas stärker angezogen als jene aus dem Inland. Die Importmengen im asiatischen Raum hätten wieder zugenommen, so Helmenstein. Auf den Hauptexportmärkten der heimischen Wirtschaft sei die Situation weiterhin schwierig.
Jobabbau geht gedämpft weiter
Mit der Produktionserwartungen für die nächsten drei Monate geht es nur in "extrem geringen Tempo" aufwärts. Daher sei mit einem weiteren - wenn auch verlangsamten - Jobabbau zu rechnen. Knapp drei Viertel (73 nach 65 %) der Unternehmen gehen davon aus, ihren Beschäftigtenstand in den kommenden drei Monaten halten zu können, 23 (28) % meinen, (noch) mehr Mitarbeiter kündigen zu müssen. Lediglich 4 (7) % wollen Personal aufnehmen.
Auch die erwarteten Verkaufspreise macht der IV "sehr Sorgen", denn nur 6 % der befragten Unternehmen halten höhere Preise für durchsetzbar. Die Zahl jener, die mit sinkenden Preisen rechnet, hat sich gegenüber dem Vorquartal von 18 auf 23 % erhöht.
Erträge bleiben schwach
Der Indikator für die derzeitige Ertragssituation ist weiterhin im Minus. Auch für die Erträge der nächsten sechs Monate sehen die Unternehmen "keinerlei Verbesserung", so ist diese Kennziffer im vierten Quartal 2009 wieder auf die Nulllinie zurückgefallen, erläuterte Helmenstein. Dies zeige, dass das Umfeld für die finanzielle Stabilität der Unternehmen äußerst herausfordernd bleibt.
"Die Krise ist noch nicht abgesagt. Wir werden noch eine Weile mit den Folgen beschäftigt sein", resümierte Beyrer. Die Jobs, die in der Rezession verloren gegangen sind, "werden nicht in vollem Ausmaß zurückkommen". Die Wirtschaftspolitik stehe daher vor großen Herausforderungen. Neben einer Exit-Strategie zur Einbremsung des Budgetdefizits müsse man auch verstärkt auf Forschung und Entwicklung setzen, bekräftigte der IV-Generalsekretär.
Die IV goutiert auch die Idee der "radikalen Umschulungen", die Wifo-Chef Karl Aiginger kürzlich als Maßnahme zum Abbau der Arbeitslosigkeit angeregt hatte. Aufeinander aufbauende Schulungen des AMS könnten "mehr horizontale und mehr vertikale Mobilität am Arbeitsmarkt schaffen", so Helmenstein. Bei geringer Qualifizierten denkt die IV über Modellregionen mit geringeren Arbeitszusatzkosten nach.