Keine Euphorie bei deutscher Exportwirtschaft

02.11.2009

Die deutsche Exportwirtschaft hat einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zufolge auch bei einer Erholung von der aktuellen Krise ihre Zukunftseuphorie verloren. Die mittelfristigen Geschäftsperspektiven würden für die nächsten 2-5 Jahren "deutlich verhaltener" beurteilt als bei früheren Umfragen. "Die große Euphorie ist derzeit verflogen."

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DIHK-Außenwirtschaftschef Axel Nitschke begründete dies vor allem mit den Folgen der gegenwärtigen Krise: "Die Ausgangsbedingungen für den Erfolg der Unternehmen im Ausland sind schwieriger als vor der Krise", sagte er. Viele Kundenbeziehungen existierten nicht mehr und auch die Nachfrage habe sich im Ausland noch nicht voll erholt. Nahezu 4 von 5 Firmen sprachen von Auftrags- und Absatzproblemen auf ihren Exportmärkten.

Kundenbeziehungen abgebrochen, mehr Protektionismus, Finanzierungsprobleme

Die Unternehmen beobachten zudem zunehmenden Protektionismus und Marktabschottung. "Die nationalen Programme vieler Staaten zur Ankurbelung der Konjunktur haben zwar neue Geschäftschancen eröffnet, durch sie sind aber auch neue Hindernisse im Auslandsgeschäft entstanden, die Nachteile für deutsche Firmen mit sich bringen", klagte Nitschke. So würden oft nationale Anbieter bei Ausschreibungen bevorzugt, Importzölle würden erhoben und vieles mehr.

Gerade in dieser Phase wäre es wichtig, wenn es politische Impulse für eine liberale Handelspolitik gebe, etwa in Form des Abbaus von Handelshindernissen über das entsprechende Abkommen im Rahmen der WTO. Für mehr als die Hälfte der befragten Firmen wäre dies die beste Krisenmedizin. Zudem brauche vor allem der Mittelstand eine Förderung seines Exportgeschäfts.

Schwierig gestaltet sich für die deutschen Firmen zudem die Suche nach verlässlichen Partnern in den Exportländern. 77 % der vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag befragten Firmen bewerten diese Frage als großes Problem. Auf Rang drei rangieren Finanzierungsprobleme der Geschäftspartner. Zwei Drittel der befragten Unternehmen sehen hier große Schwierigkeiten.

Die aktuelle Geschäftslage beurteilten die deutschen Firmen noch am besten für die Schweiz, Österreich, die Benelux-Staaten und China - in dieser Reihenfolge. Allerdings überwiegen auch in dieser Spitzengruppe die Negativurteile die positiven. Mittelfristig werden die besten Perspektiven in Indien, Brasilien, China, Saudi-Arabien und in Russland erwartet.

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