Linde will weiter expandieren
07.12.2009
Der Industriegasespezialist setzt weiter auf Investitionen statt einem rascheren Schuldenabbau. "Wir könnten zwar auf die Bremse treten und die Verschuldung zurückfahren, aber wir sollten uns für die Zukunft rüsten", sagte Linde-Chef Wolfgang Reitzle dem "Handelsblatt".
Er sehe auch nicht, dass der Kapitalmarkt eine Kürzung der Investitionen verlange. In diesem Jahr würden die Investitionen allerdings um etwa zehn Prozent sinken. Sie lägen damit aber immer noch auf einem hohen Niveau, sagte Reitzle. Der Münchener Konzern hatte Ende September noch eine Nettoverschuldung von 6,44 Mrd. Euro in den Büchern.
"2009 könnten wir, finanziell betrachtet, genauso viel investieren wie im Vorjahr, also rund 1,5 Mrd. Euro", sagte der Manager. Aber Linde brauche auch die Aufträge dafür. Einige 100 Mio. Euro seien pro Jahr für den Anlagenerhalt erforderlich. Dazu kämen dieses Jahr Investitionen in neue Anlagen, die bei den Kunden vor Ort installiert würden. Diese Investitionen in sogenannte On-Site-Anlagen beliefen sich auf 750 bis 800 Mio. Euro.
Schuldenabbau aus dem Cash-Flow
Den Abbau von Schulden will Linde vor allem aus dem laufenden Mittelzufluss bewerkstelligen. "Da wir keine wesentlichen Geschäftseinheiten mehr zu verkaufen haben, werden wir die Verbindlichkeiten schrittweise aus dem Cash-Flow tilgen", sagte der Manager
Nach der milliardenschweren Übernahme des britischen Gasewettbewerbers BOC im Jahr 2006 standen bei Linde lediglich kleine Zukäufe an - etwa im Bereich Healthcare. Größere Transaktionen stünden weiter nicht an, sagte Reitzle. Im Healthcare-Geschäft bewegten sich die Volumina bei 5 bis 10 Mio. Euro.
Linde ist der weltweit zweitgrößte Hersteller von Industriegasen nach dem französischen Branchenführer Air Liquide. Beide Konzerne liegen nur knapp auseinander. Den Rückstand bei der Bewertung am Kapitalmarkt habe Linde fast aufgeholt, sagte Reitzle. "Unsere operative Marge hat sich um fast 2 Prozentpunkte verbessert - und das in der Zeit der Krise, in der auch wir einen Umsatzrückgang verkraften müssen."
Das größte Geschäftspotenzial sieht Reitzle für den Linde-Konzern nach wie vor in in Asien. Auch Osteuropa hat das Unternehmen weiter im Blick, obgleich sich nach Einschätzung von Reitzle da die Perspektiven etwas verschlechtert haben. Größere Wachstumschancen sieht der Linde-Chef darüber hinaus in Südamerika.