Metallindustrie derzeit "orientierungslos"
22.03.2010
Österreichs Maschinen- und Metallwarenindustrie, die 2009 mehr als ein Fünftel ihrer Produktion eingebüßt hat, hat sich vorerst auf niedrigem Niveau stabilisiert und wartet auf den Aufschwung, ohne diesen schon sehen zu können. "Die Erwartungen der Unternehmen, die 2009 noch sehr pessimistisch waren, haben sich verbessert. Wir bewegen uns derzeit in einem sehr neutralen, etwas orientierungslosen, verunsicherten Bereich", sagt Clemens Malina-Altzinger, der für den größten Fachverband der Wirtschaftskammer spricht. Der Industriezweig hat im vergangenen Jahr mit 24,4 Mrd. Euro um 21 % weniger produziert und 5.000 Beschäftigte verloren.
Dies entspricht dem größten Produktionseinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg, wegen des starken Wachstums in den Boomjahren vor der Krise ist die Erzeugung aber "nur" auf das Niveau des Jahres 2005 gefallen. Die Beschäftigtenzahl war Ende 2009 sogar noch klar höher als 2005. Mit 128.000 Mitarbeitern lag die Branche um 5.000 Personen unter dem Vorjahr (Zahlen per Ende November 2009). Dies entspricht gegenüber 2008 einem Rückgang von 4,6 %, der sich bis Jahresende noch etwas verschlechtert hat, wie vermutet wird.
Kurzarbeit rückläufig
Die Situation hat sich aber seither deutlich stabilisiert, die Zahl der Kurzarbeiter bei Metall/Maschinenbau ist scharf von 17.200 (November 2009) auf aktuell 5.100 zurückgegangen. "Die Zahlen passen mit dem Konjunkturausblick zusammen, wie er derzeit vorherrscht", erläuterte Malina-Altzinger. Für heuer erwartet er keinen Einbruch wie 2009 mehr, geht aber von weiteren Jobverlusten in Höhe von 2-3 % aus. "Die Produktion sollte heuer wieder im niedrigen einstelligen Bereich wachsen."
Sehr in Grenzen gehalten hat sich 2009 auch die Zahl der Pleiten: Im schlechtesten Jahr seit 70 Jahren haben nach Wirtschaftskammer-Zählung "nur" 15 Fachverbandsmitglieder mit 880 Beschäftigten Insolvenz angemeldet. Die Betriebe im Fachverband der Maschinen- und Metallwarenindustrie stellen etwa ein Viertel der Produktion und Beschäftigten der gesamten österreichischen Industrie.
Maschinenbauer proftitierten von Auftragspolster
Dass Maschinenbauer und Metaller im vergangenen Jahr 21 % Produktion, bisher aber "nur" 4,6 % Beschäftigte verloren haben, führt der Verband auf mehrere Faktoren zurück: den Ende 2008 noch bestehenden Auftragspolster, den Abbau von Leiharbeitern, Überstunden und Urlaubsguthaben, aber auch auf das "Insourcing" der Industrie, in der Auftragskrise viele zuvor ausgelagerte Arbeiten wieder ins eigene Haus zurückgeholt hat. Was ungern dazu gesagt wird: die zurückgeholte Produktion ist vorgelagerten, oft gewerblichen Betrieben verlorengegangen (die oft nicht Mitglieder des Industrieverbands sind).
"Ganz wesentlich war auch, dass das Instrument Kurzarbeit gegriffen hat", sagt Malina-Altzinger.Diese habe ihre Tauglichkeit zur Überbrückung einer zeitlich begrenzten "schwierigen Phase" unter Beweis gestellt. "Gut gemeint", aber nicht wirklich in Anspruch genommen worden seien die Staatshaftungen nach dem "Unternehmensliquiditätssicherungsgesetz" (ULSG).
Von der Regierung wünscht man sich die Umwandlung der vorzeitigen Abschreibung in eine Investitionszuwachsprämie und die Erhöhung des Forschungsfreibetrags. Die Chancen auf eine Realisierung der Wünsche seien derzeit aber nicht allzu hoch, räumt man im Fachverband ein.