Pivovarna Lasko angeblich in italienischer Hand

03.08.2009

Der slowenische Getränkekonzern Pivovarna Lasko soll unter italienische Kontrolle gekommen sein. Medienberichte, wonach das Triestiner Unternehmen "Iniziative Generali 96" die Mehrheit an diesem Eckpfeiler der slowenischen Wirtschaft übernommen haben soll, sorgen derzeit für Aufregung in Ljubljana. Dem Konzern gehören nämlich nicht nur beide Biermarken des Landes, sondern auch die Mineralwassermarke Radenska, ein Viertel des größten slowenischen Einzelhandelskonzerns Mercator sowie zwei der drei größten Tageszeitungen Sloweniens.

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Wegen der Finanzkrise und einer misslungenen Expansion hat der bis vor kurzem vom reichsten Slowenen Bosko Srot geführte Konzern Schulden in Höhe von 800 Millionen Euro angehäuft. Srot trat in der vergangenen Woche auf Druck der Gläubiger als Lasko-Chef zurück. Daraufhin überstürzten sich die Ereignisse. Am Mittwoch (29. Juli) setzte der neue Lasko-Chef Dusan Zorko die enge Srot-Vertraute und Aufsichtsratsvorsitzende des Verlagshauses "Delo", zu dem die gleichnamige Tageszeitung und zahlreiche weitere Titel gehören, ab.

Kurz davor hatte "Delo" als erstes slowenisches Medium berichtet, dass die italienische "Iniziative Generali 96" die Mehrheit am Unternehmen Kolonel übernommen habe, mit dem Bosko Srot den Getränkekonzern bisher kontrolliert hatte. Srot war auf undurchsichtige Weise zu seinem Mehrheitsanteil an Pivovarna Lasko gekommen und steht seit Monaten im Zentrum einer heftigen politischen Diskussion über "Tycoons", die sich mit unlauteren Mitteln bereichert haben sollen.

Der italienische Einstieg wurde von manchen Experten als Manöver Srots gewertet, seine Lasko-Anteile vor dem Zugriff der Gläubiger zu schützen. Tatsächlich ist das italienische Unternehmen kaum bekannt. Es hat gerade einmal ein Grundkapital von 72.000 Euro und machte im Vorjahr 23 Millionen Euro Verlust. "Iniziative"-Chef Pier Paolo Cerani sagte jedoch, dass sein Unternehmen wegen der hohen Schulden von Pivovarna Lasko nur wenig eigenes Geld für den Einstieg in die Hand nehmen musste.

Expansionspläne

Cerani bestätigte zunächst lediglich, dass sein Unternehmen 30 Prozent an Kolonel gekauft habe. Dies ist die Schwelle, ab der nach slowenischem Recht ein Übernahmeangebot erforderlich ist. Der in Klagenfurt lebende Unternehmer hat aber bereits große Pläne mit den Produkten des Getränkekonzerns, und will mit dem Mineralwasser "Radenska" auf den US-Markt expandieren. Das für seinen hohen Kalzium- und Magnesiumgehalt bekannte slowenische Wasser solle in den USA der bekannten italienischen Marke "San Pellegrino" Konkurrenz machen, sagte Cerani der Triester Tageszeitung "Il Piccolo".

Politische Beobachter in Ljubljana werten die Vorgänge um Pivovarna Lasko als endgültige Bankrotterklärung der bisher von der politischen und wirtschaftlichen Elite vertretenen Maxime, einheimische Unternehmen durch Managerübernahmen, gegenseitige Verflechtung und das Entstehen von Mischkonzernen durch ausländische Übernahmen zu schützen. Das zweite "Paradepferd" der slowenischen Wirtschaft, der vom Treibstoffhändler zum Hotelbetreiber und Einzelhändler angewachsene Mischkonzern Istrabenz, ist seit Anfang Juli im Zwangsausgleich.

So konnte Pivovarna Lasko vor einigen Jahren den zweiten slowenischen Bierbrauer Union nur unter tatkräftiger Mithilfe der Politik übernehmen, die den belgischen Konzern Interbrew fernhalten wollte. Unter dem konservativen Premier Janez Jansa (2004-2008) konnte sich Lasko schließlich auch die Kontrolle am Handelskonzern Mercator sichern und sorgte umgekehrt für eine wenig regierungskritische Berichterstattung in den Tageszeitungen "Delo" und "Vecer". Vor zwei Jahren überwarf sich Srot aber mit Jansa, und wurde von diesem umgehend zum "Tycoon" gestempelt.

Die slowenische Öffentlichkeit interessiert nun vor allem, was der neue italienische Eigentümer mit den Lasko-Medienbeteiligungen anfangen wird. Die Qualitätszeitung "Delo" ist nämlich nicht nur das mediale Aushängeschild Sloweniens, sondern auch eine kulturelle und sprachpolitische Institution.

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