Polens Ökonomen für 2010 optimistisch
04.01.2010
Polen wird 2010 ein Wachstum zwischen 1,9 und 3 % erzielen, geht aus einer Umfrage der Zeitung "Rzeczpospolita" unter 15 Experten hervor. "Wir werden mit Schwung starten", ist etwa der Chefökonom der Bank Zachodni WBK, Maciej Reluga, überzeugt. Damit sind die Ökonomen optimistischer als die EU-Kommission, die mit einem 1,8-prozentigen Zuwachs des polnischen BIP rechnet.
Insgesamt könne das Wachstum im letzten Quartal 2009 und im ersten Quartal 2010 sogar die Marke von 3 % übersteigen, so Reluga. Eine Abschwächung des Wachstums sehen viele Experten für die zweite Jahreshälfte voraus, weil dann in die großen EU-Volkswirtschaften vermutlich weniger staatliche Gelder aus Konjunkturprogrammen fließen werden, was sich auch auf Polen auswirken dürfte. Für 2009 rechnen Experten mit einem BIP-Wachstum von 0,8 %.
Die EU-Kommission erklärte vor kurzem, dass Polen 2010 mit dem prognostizierten Wachstum von 1,8 % gemeinsam mit der Slowakei an der Spitze der EU-Länder stehen wird. Das größte Problem in Polen bleibt jedoch nach Ansicht von Mark Allen, Leiter der Vertretung des Internationalen Währungsfonds IWF in Polen, das Budgetdefizit der öffentlichen Hand. "Wir erwarten von der Regierung ein Maßnahmenpaket, das die Sanierung der Staatsfinanzen erlaubt", sagte Allen der Zeitung "Dziennik Gazeta Prawna".
Staatsverschuldung könnte bald 60 % des BIP ausmachen
Die EU-Kommission rechnet heuer in Polen mit einem Budgetdefizit von 7,5 % des BIP und für das kommende Jahr von 7,6 %. Die Staatsverschuldung würde damit heuer voraussichtlich auf 57 % des BIP und im Jahr 2011 auf über 61 % des BIP steigen.
Für den Arbeitsmarkt sehen die befragten Ökonomen allerdings noch keine Trendwende. Im Durchschnitt rechnen sie mit einem Anstieg der Arbeitslosenrate auf 12,6 % gegenüber den 11,4 %, die das staatliche Amt für Statistik im November 2009 mitteilte. "Zu Jahresbeginn wird die Arbeitslosigkeit noch steigen", so der unabhängige Ökonom Tadeusz Chroscicki zur "Rzeczpospolita".
Einig sind sich die Experten, dass die Landeswährung Zloty gegenüber dem Euro zulegen wird. Im Durchschnitt rechnen sie zum Jahresende mit einem Preis von 3,8 Zloty für einen Euro, derzeit bezahlt man rund 4,1 Zloty. Ein stärkerer Zloty würde die Inflation in Polen bremsen - die Ökonomen rechnen im Durchschnitt mit einem Anstieg der Preise von 2,3 %.