Raidl warnt vor zu viel Optimismus für 2010

25.11.2009

"Wir sind alle zu optimistisch" was die wirtschaftliche Erholung betrifft, sagte Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl. Zwar sei 50 % des wirtschaftlichen Erfolgs Psychologie, "aber Autosuggestion ist auch falsch", merkte er an. "Wir sollten uns darauf einstellen, dass es nicht so gut läuft".

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© TZ Oesterreich Pauty Michele
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Überall gebe es Überkapazitäten, Investitionen würden nicht den Aufschwung tragen. Auch Exporte könnten diese Aufgabe nicht übernehmen, insbesondere solange der Euro so stark ist. Und der private Konsum, der bisher als stabilisierend gilt, soll laut Wifo/IHS-Prognosen auch nur um einen halben Prozentpunkt zulegen - "das ist es nicht", so Raidl, der auch "überzeugt" ist, dass die Aktienkurse wieder fallen werden und dass sich derzeit eine Blase aufbaut.

Die einsetzende positive Stimmung könnte dazu führen, dass niemand "die Spielregeln" des Wirtschaftens ändert, fürchtet Raidl. Dabei sei die "zur Ideologie erhobene Deregulierung" einer der Auslöser für die Wirtschaftskrise gewesen. Raidl ist auch die "Prozyklizität" vieler Bilanzierungsregeln ein Dorn im Auge. Man sollte zur "guten alten Regel" zurückkehren, wonach keine Bewertung über dem Anschaffungswert zugelassen wird.

Raidl fordert "eine neue Rolle des Staates" ein, denn "auch Paläoliberale müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich die Lage geändert hat", so Raidl. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass es in der Krise ohne Staat nicht geht.

Die Republik Österreich werde in den nächsten Jahren vor allem mit der Budgetsanierung kämpfen, sagt Raidl voraus. An Inflation zum Abbau der Schulden glaube er nicht, auch bei der Möglichkeit über Einsparungen den Schuldenberg abzubauen sei er skeptisch. Damit bleibe nur die Erhöhung der Einnahmen übrig. "Die Eliten" müssten auch "ein Opfer" bringen, wirklich große Beiträge zum Budget seien aber wohl nur über Massensteuern möglich. "Vernünftig" wäre es, wie in Deutschland per Gesetz das zulässige Budgetdefizit zu beschränken.

Raidl sprach sich auch dafür aus, die ÖIAG aufzulösen. Nur um drei Aufsichtsratsvorsitzende (OMV, Post, Telekom Austria) zu stellen, brauche man keine solche Organisation. Ihre Rolle als Bollwerk gegen Staatseinfluss spiele die ÖIAG nicht und die Privatisierungen wie AUA oder VATech bzw. der gescheiterte Verkauf der Telekom Austria an die Swisscom seien ein "Desaster" gewesen. "Gefährlich" wäre es aus Raidls Sicht, in der ÖIAG alle Staatsbeteiligungen von ÖBB über Asfinag und Verbund zusammenzufassen, weil dies nur zur Ballung von gewerkschaftlichen Begehrlichkeiten führen würde.

Raidl will Ende 2010, dann 68 Jahre alt, als Chef von Böhler-Uddeholm in Pension gehen und davor bis zum Sommer 2010 seine Nachfolge beim Unternehmen Uddeholm geregelt haben. Bis 2013 laufe noch sein Vertrag bei der Nationalbank, abgesehen davon wolle er ab 2011 "meinen Enkeln mehr Zeit widmen".

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