Rezession in Euro-Zone verliert an Schärfe

24.07.2009

Die Privatwirtschaft der Euro-Zone hat ihre Talfahrt im Juli gedrosselt. Die Geschäftsbarometer für Industrie und Dienstleister legten zu, wie aus einer Markit-Umfrage unter tausenden Unternehmen hervorgeht. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie stieg auf 46,0 Punkte von 42,6 Zählern im Juni und erreichte damit den höchsten Stand seit elf Monaten.

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Experten hatten lediglich einen Anstieg auf 43,5 Punkte erwartet. Das Barometer für die Dienstleister kletterte von 44,7 auf 45,6 Punkte - das ist der höchste Stand seit Oktober. Beide Barometer näherten sich damit der Marke von 50 Zählern, ab der Wachstum signalisiert wird.

"Mehr Schwung" am Industriesektor

"Das Geschäft der Dienstleister kommt nur schleppend in Gang, der Industriesektor zeigt schon mehr Schwung", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Insbesondere Deutschland setzte ein Hoffnungssignal: Das Industriebarometer stieg im Juli um 4,3 Zähler auf 45,2 Punkte und damit so stark wie noch nie seit Beginn der Markit-Umfragen Anfang 1998. Auch der Service-Index legte zu. In Frankreich zeigte sich hingegen ein gemischtes Bild: Die Geschäfte der Dienstleister schrumpften stärker als im Vormonat, während der Industriesektor die Talfahrt drosselte.

Der Index für die Exportaufträge im verarbeitenden Gewerbe der Euro-Zone stieg auf 48,3 Zähler. Das ist der höchste Stand seit Juni 2008. Der Anstieg signalisiert, dass die Rezession an Schärfe verliert und die Nachfrage allmählich wieder in Schwung kommt. Dennoch bauten die Firmen weiter Stellen ab.

Der Composite Index, der den Dienstleistungs- und Industriesektor zusammenfasst, stieg auf 46,8 von 44,6 Zählern im Juni.

In Deutschland näherten sich laut Markit-Umfrage sowohl die Industrie als auch die Dienstleister der Wachstumsschwelle. "Besonders die Industrie profitiert von der wieder anziehenden Weltwirtschaft und baut ihre in der Krise geleerten Lager wieder auf", sagte Williamson. Allerdings werde dies der Wirtschaft möglicherweise nur vorübergehend Auftrieb geben.

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe schnellte angesichts einer annähernd stabilen Auftragslage um 4,3 auf 45,2 Zähler in die Höhe. Einen derart starken Anstieg des Industriebarometers hat es seit Beginn der monatlichen Umfragen 1998 noch nicht gegeben. Damit erreichte das Barometer den höchsten Wert seit zehn Monaten. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich einen Anstieg auf 42 Punkte erwartet.

Bei den Dienstleistern lief es noch besser: Der entsprechende Markit-Index stieg um 3,2 auf 48,4 Zähler und liegt damit nahe der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Auch hier wurde ein Zehnmonatshoch erreicht.

Steigende Aufträge

Die Industrie hatte zuletzt drei Monate in Folge steigende Aufträge gemeldet. Produktion und Exporte zogen ebenfalls an. Im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt mit 3,8 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie seit Einführung dieser Statistik 1970. Für das Frühjahrsquartal sagen Experten im Schnitt ein Minus von 0,4 Prozent voraus. Das Wirtschaftsministerium hält sogar eine "schwarze Null" für möglich.

In der Industrie macht insbesondere die verbesserte Auftragslage Hoffnung: Die Rückgänge bei den Neuaufträgen fielen so niedrig aus wie seit August 2008 nicht mehr. Der Teilindex für die Produktion sprang um 7,1 Zähler auf 49,5 Punkten - das ist der höchste Stand seit einem Jahr. Dennoch baute der Sektor weiter Arbeitsplätze ab. Anders die Dienstleister: Hier nahm die Stellenzahl sogar leicht zu.

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