Deutschlands zweitgrößter Stahlkonzern hofft 2010 auf die Rückkehr zu schwarzen Zahlen. "Ich glaube, wenn sich das Umfeld nicht weiter deutlich verschlechtert und wir rechtzeitig einen großen Teil der Nord-Stream-Pipeline-Aufträge erhalten, haben wir gute Chancen, 2010 einen Vorsteuergewinn auszuweisen", sagte Finanzchef Heinz-Jörg Fuhrmann zu Reuters.
Während Salzgitter mit Flachstahl und Trägern für die Auto- und Bauindustrie sowie im Handel derzeit Geld verliert, schreibt die Röhrensparte weiterhin Gewinn. Dafür sorgt das Gemeinschaftsunternehmen Europipe von Salzgitter und Dillinger Hütte, das die Hälfte der Spartenerlöse erwirtschaftet und das miserable Geschäft mit kleinen Röhren für die Industrie kompensiert.
Für eine erste Gas-Pipeline, durch die ab 2011 russisches Gas nach Deutschland fließen soll, liefert Europipe 75 % der Stücke. Mit Blick auf die laufende Ausschreibung für die zweite Röhre sagte Fuhrmann: "Wir erwarten, dass die Aufträge Ende Jänner vergeben werden. Wir haben eine mehr als 50-prozentige Chance, einen größeren Anteil daran zu erhalten."
Kosteneinsparungen von 150 Mio. Euro
Einsparungen sollen ebenfalls für Besserung nach dem schwierigen Jahr 2009 sorgen. "Wir erwarten um die 150 Mio. Euro an Kostensenkungen", sagte Fuhrmann mit Blick auf 2010. Im zu Ende gehenden Jahr hat der Konzern seine Ausgaben um 268 Mio. Euro zurückgefahren. Dennoch rechnet Salzgitter für das Gesamtjahr mit einem Vorsteuerverlust in der Größenordnung der nach 9 Monaten erreichten 261 Mio. Euro. Damit schlägt sich der niedersächsische Konzern aber deutlich besser als der fünfmal größere Rivale ThyssenKrupp, der auf einen Jahresverlust von bis zu 2 Mrd. Euro zusteuert.
Trotz einer gewissen Erholung der Stahlpreise seit Sommer erwartet sich Fuhrmann von den Märkten wenig Rückenwind für die kommenden Monate. "Bei vielen Produkten werden wir eine stabile Entwicklung sehen, bei manchen sogar noch begrenzte Nachlässe von 10-20 Euro pro Tonne."
Zudem besteht die Gefahr, dass manche Hersteller ihre Kapazitäten zu schnell wieder hochfahren, nachdem die Stahlproduzenten zu Jahresbeginn "große Disziplin" geübt und viele Hochöfen stillgelegt hatten. Salzgitter selbst erwartet für 2010, seine Kapazitäten zu 80-85 % auszulasten.
Anleger können sich trotz roter Zahlen gewisse Hoffnungen auf eine Dividende machen. In guten Jahren ist die Ausschüttungsquote etwas gesenkt worden, um die Reserven zu stärken, sagte Fuhrmann. "Salzgitter hat immer betont, dass das Unternehmen in der Dividenden-Politik auf Kontinuität setzt", ergänzte er. "Ich glaube, in der Diskussion, ob wir eine Dividende für 2009 zahlen werden, werden wir diesen Grundsatz berücksichtigen müssen."