In Serbien werden nach Einschätzung der Behörden derzeit jährlich etwa 1,7 Mrd. Euro gewaschen. Privatisierungen boten in den vergangenen Jahren offenbar eine gute Gelegenheit, aus Straftaten stammende Gelder zu legalisieren.
Die seit Wochen andauernde Fahndung nach einem serbischen Mafiaboss, der sich des Kokain-Schmuggels aus Südamerika schuldig gemacht haben soll, legte das Problem in vollem Ausmaß an den Tag. Der 40-jährige Darko Saric entpuppte sich im Laufe der Ermittlungen als Besitzer zahlreicher Unternehmen und Landgüter in Serbien, die häufig unter den Namen von Familienmitgliedern oder anderer Personen erworben worden waren. Das Eigentum des Mafiabosses in Millionenhöhe wurde von der Justiz kürzlich vorübergehend beschlagnahmt.
Der Fall Saric hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nun auch auf die Privatisierungsbehörde gerichtet. Ihr Leiter Vladislav Cvetkovic sagte am 4. März zur Tageszeitung "Blic", dass die staatliche Behörde gegen Geldwäsche bisher in 1.769 Privatisierungsfällen um eine Prüfung des potenziellen Käufers ersucht worden sei. Eine Antwort gab es nur in einem einzigen Fall.
Kein Urteil wegen Geldwäsche
Die Geldwäsche wurde im Jahr 2002 auch in Serbien zur Straftat erklärt. Seitdem wurde laut der Tageszeitung kein einziges Mal ein rechtskräftiges Urteil wegen Geldwäsche durch ein Privatisierungsverfahren gefällt. Im selben Zeitraum wurden früheren Angaben zufolge 1.794 Unternehmen privatisiert. Daraus wurden Privatisierungseinnahmen in der Höhe von 2,2 Mrd. Euro erzielt.
Der einzige Fall, in dem eine Privatisierung aufgrund von Informationen der Behörde gegen Geldwäsche verhindert wurde, dürfte sich auf den Belgrader Mafiaboss Sreten Jocic alias Joca Amsterdam beziehen. Der sich seit dem Vorjahr in Haft befindende Jocic war im Jahr 2007 am Erwerb eines Unternehmens gehindert worden, weil gegen ihn damals in Belgrad bereits Ermittlungen liefen. Jocic war im Oktober 2009 angeklagt worden, die Ermordung des kroatischen Publizisten Ivo Pukanic ein Jahr zuvor in Auftrag gegeben zu haben.
Der Staatssekretär im serbischen Justizministerium, Slobodan Homen, sorge kürzlich für Aufsehen, als er gegenüber dem Sender B-92 erklärte, dass sich rund 70 Prozent der Restaurants und Cafes in Belgrad in Händen von Straftätern befänden.