Die deutsche Wirtschaft wächst nach Ansicht des IfW-Instituts in diesem Jahr stärker als erwartet, dürfte aber wegen des Sparpakets 2011 bereits deutlich an Fahrt verlieren.
Die Konjunktur werde in diesem Jahr um 2,1 % wachsen und im nächsten Jahr um 1,2 % zulegen, so das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW). Auf dem Arbeitsmarkt habe sich die Wende vollzogen. Die Forscher gehen davon aus, dass die Zahl der Arbeitslosen im nächsten Jahr von 3,2 auf 2,9 Mio. sinkt. Zuletzt hätten aber die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung zugenommen. "Die hohe Staatsverschuldung in den Industrieländern allgemein stellt wohl das größte Risiko für Konjunktur und Wachstum dar."
Die renommierten Kieler Forscher, die auch die Bundesregierung zweimal jährlich mit einem Gutachten beraten, hatten bisher für 2010 mit 1,2 % und für 2011 mit 1,8 % Wachstum gerechnet. Die Wirtschaft habe sich aber schneller aus der Rezession erholt als ursprünglich gedacht. An den Verbrauchern gehe diese Entwicklung jedoch weitgehend vorbei. Denn das IfW rechnet damit, dass die privaten Konsumenten ihre Ausgaben im laufenden Jahr trotz Erholung um 0,9 % kürzen. Erst 2011 dürfte der Verbrauch um 0,8 % zulegen.
Die allgemeine Belebung werde im kommenden Jahr aber wieder an Fahrt verlieren. Grund dafür sei, dass die Konjunkturprogramme auslaufen und die Haushaltskonsolidierung greift. Der Außenhandel dürfte trotz weiter steigender Exporte das Wachstum kaum beflügeln, da die Importe dann noch stärker klettern.
Die Weltwirtschaft verliert nach Einschätzung des Kieler IfW ab der zweiten Jahreshälfte an Schwung. Das Auslaufen der in vielen Ländern aufgelegten Konjunkturprogramme werde zur Belastung, teilten die Forscher des IfW am Donnerstag weiter mit. Vor allem in Schwellenländern wie China dürfte das Wachstum nachlassen. "Gleichzeitig hat die Vertrauenskrise im Euroraum gezeigt, dass erhebliche Risiken für die Erholung in den Industrieländern bestehen."
Die Experten hoben zwar ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 4,4 % an. Das sei aber vor allem auf das starke Winterhalbjahr 2009/2010 zurückzuführen. Auch im laufenden Frühjahrsquartal sei noch mit einem kräftigen Wachstum zu rechnen, weil gerade am Bau die Ausfälle nach dem langem Winter aufgearbeitet würden. Danach machten sich aber die weltweiten Sparbemühungen der Staaten bemerkbar. "In einzelnen Ländern, nicht zuletzt in einigen großen Schwellenländern, haben die Frühindikatoren bereits deutlich nachgegeben", schrieben die Experten. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einem Zuwachs von nur noch 3,7 %.
Zugpferd der Erholung sei im laufenden Jahr Asien: In China erwarten die Forscher ein Wachstum von 10,7 %, in Indien ein Plus von 8,4 %. Davon profitieren die stark von Exporten abhängigen Staaten wie Japan mit einem Wachstum von 3,2 % im laufenden Jahr oder Deutschland mit plus 2,1 %. 2011 ließen jedoch die Impulse aus den beiden bevölkerungsstarken Schwellenländern etwas nach. Für China erwartet das IfW dann nur noch einen Zuwachs von 8,8 %, das indische Wachstum dürfte auf 7,8 % sinken. Mit einer drastischen Abschwächung der Konjunktur sei aber nicht zu rechnen.