Stahlindustrie auf dem Weg aus der Talsohle

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In der Stahlindustrie mehren sich nach dem schwersten Geschäftseinbruch seit Ende des Zweiten Weltkriegs die Zeichen für eine Erholung. "Wir glauben, den Boden bei der Nachfrage und den Preisen erreicht zu haben", sagte der Chef des Duisburger Stahlhändlers Klöckner & Co, Thomas Ludwig, der Nachrichtenagentur Reuters.

Ein Beleg dafür sei, dass die Produzenten zum dritten Quartal ihre Preise angehoben haben. Dies hatte unter anderem der deutsche Branchenprimus ThyssenKrupp angekündigt, der einen weiteren Aufschlag zum vierten Quartal prüft.

Für positive Nachrichten sorgten neben Salzgitter auch die weltweite Nummer zwei, Nippon Steel. Bei Salzgitter sind im Juli nur noch 6.200 Mitarbeiter in Kurzarbeit, nachdem es im Mai noch 9.000 der 24.000 Beschäftigten waren. Die Auftragslage habe sich verbessert. Nippon Steel kündigte an, einen stillgelegten Hochofen wieder in Betrieb zu nehmen. Der Konzern will die Produktion von Juli bis September gegenüber dem Vorquartal um 30 Prozent erhöhen.

"Verbessertes Branchenumfeld"

"Die jüngsten Produktionsdaten bestätigen das von uns erwartete verbesserte Branchenumfeld", unterstreicht auch das Brokerhaus Steubing. So seien die Bestellungen im Zeitraum März bis Mai gegenüber Dezember bis Februar um 13 Prozent gestiegen. Als Grund nannten die Experten reduzierte Lagerbestände und die von den internationalen Abwrackprämien angekurbelte Nachfrage der Automobilindustrie.

Der Präsident der deutschen Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans-Jürgen Kerkhoff, warnt jedoch vor zu frühem Optimismus. "Wir erwarten im zweiten Halbjahr eine Verbesserung der Lage, aber noch keine wirkliche Trendwende", sagte er Reuters. Die Konjunktur bei den Stahlverarbeitern werde vermutlich bis in die erste Jahreshälfte 2010 hinein gedrückt bleiben.

Nach einem jahrelangen Höhenflug war die Branche im Zuge der Finanzkrise mit nie gekannter Vehemenz abgestürzt. "Die globale Finanz- und Wirtschaftskrise geht über alle bisher erlebten konjunkturellen Schwächephasen hinaus", sagte Kerkhoff. Heuer werde die Rohstahlproduktion in Deutschland um deutlich mehr als 25 Prozent auf das Niveau der 1960er Jahre zurückgehen. Nach der Ölkrise in den 1970er Jahren habe der Rückgang 24 Prozent betragen.

Stahlkocher wie ArcelorMittal hatten ihre Produktion in den vergangenen Monaten stark zurückgefahren und den Abbau Tausender Arbeitsplätze angekündigt. "Es mussten circa 15 Prozent der Belegschaft weltweit beziehungsweise 1.500 Mitarbeiter entlassen werden", sagte KlöCo-Chef Ludwig. Bei dem rote Zahlen schreibenden ThyssenKrupp-Konzern ist der Stellenabbau noch lange nicht abgeschlossen.

Mittelfristig sieht sich die Branche auf Wachstumskurs. "Stahl ist industrieller Werkstoff Nr. 1", betonte Verbandschef Kerkhoff. Es werde jedoch einige Zeit dauern, bis das Nachfrageniveau vor der Krise wieder erreicht wird. "2010 wird eine weitere Stabilisierung auf allerdings deutlich niedrigerem Niveau als 2008 bringen", erwartet auch Ludwig.

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