Der Stahlkonzern will nach der Technologie- und Qualitätsführerschaft in Europa auch die Kostenführerschaft erlangen. Das erklärte Generaldirektor Wolfgang Eder in einem Interview mit dem "Neuen Volksblatt". Er schloss dabei auch Auswirkungen auf die Belegschaft nicht aus.
Eder will demnach aus Sicht des heurigen Frühjahres binnen 24 Monaten entscheiden, wie sich das Unternehmen in Zukunft aufstellen soll. Es habe eine sehr lange Wertschöpfungskette, beginnend von der Mine bis zum Band des Kunden. Die vielen Schnittstellen zwischen den einzelnen Bereichen sollen beseitigt werden. Angestrebt werde ein durchgängiger Prozess.
Dadurch solle die voestalpine schneller, schlanker und effizienter werden. Als Kostenführer "sind wir auch in der Krise diejenigen, die sich am besten halten. Faktum ist, dass die Preise auch in der Krise nicht unter das Niveau des Kostenführers fallen. Wir wollen das Unternehmen zukunftssicher machen", erklärte der Generaldirektor.
Die Mitarbeiter müssten stärker prozessorientiert tätig werden, was für sie nicht mit Nachteilen verbunden sein werde. Dort und da werde größere Flexibilität gefordert sein. Die rund 10.000 Beschäftigten am Standort Linz sollen laut Eder auch die Dimension der Zukunft sein, allerdings müssten bei der Qualifikation von 1.200 bis 1.500 Mitarbeitern in den nächsten 2 Jahren deutliche Veränderungen vorgenommen werden.
"Ich kann aber nicht ausschließen, dass wir auch Mitarbeiter auswechseln werden müssen, aber sicher nicht im großen Stil, sondern durch Abfederungsmaßnahmen, wofür die Reaktionen der Beschäftigten verständnisvoll sind", wird Eder von der Zeitung zitiert.
Zuletzt seien 200 Mitarbeiter befristet eingestellt worden, weil die voestalpine bis Dezember voll ausgelastet sei. Doch rechne er damit, dass die Nachfrage ab Dezember wieder etwas nachlassen werde. Grund sei das Auslaufen der Verschrottungsprämie in Europa. Er erwarte keine große, sondern eine graduelle Erholung, die von leichten Rückschlägen begleitet sein werde. Das werde sich über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren hinziehen. Für 2010 sei er sehr vorsichtig.
Kritik an Umwelt-Politik
Eder sieht auch gute Seiten der Krise. So hätten sich jene Länder, die noch über eine solide industrielle Basis verfügen, deutlich besser geschlagen als jene Länder, die stark auf Dienstleistungen gesetzt haben. Dieser Wert werde in vielen Ländern wieder erkannt und führe zu einer Diskussion, wie weit man die Industrie ziehen lassen solle.
"Die europäische Politik hat durch die Krise begriffen, dass es langfristig zu einem Abwandern des Wohlstandes führen würde, wenn man über die Umweltpolitik die Industrie so unter Druck bringt, dass sie zum Zusperren oder Abwandern gezwungen ist", stellte Eder fest. Wenn Europa eine Vorreiterrolle einnehmen wolle, müssten die anderen zum Nachziehen beim Umweltschutz gezwungen werden. Gelinge dies nicht, seien Ausgleichszahlungen bei Importen aus Ländern mit geringeren Umweltschutzauflagen nötig.
Die voestalpine und vier weitere Industriebetriebe sind bei Versuch, eine Reduktion der Wirtschaftskammerbeiträge zu erreichen in zwei Instanzen abgeblitzt, bestätigte Eder. Das sei zu erwarten gewesen. Man wisse, dass es erst ab dem Höchstgericht spannend wird. "Wir haben immer gesagt, wenn es auf gütlichem Weg nicht möglich ist, sich auf ein von der finanziellen Dimension her für uns vertretbaren System zu verständigen, lassen wir die Gerichte entscheiden und gehen bis zur letzten Instanz", sagte der Generaldirektor.