Historischer Wert
Wirtschaft schrumpfte wie nie zuvor
16.07.2010
Mit einem Rückgang von 3,9% hat das BIP im Vorjahr das größte Minus seit Ende des Zweiten Weltkriegs erlitten.
Die österreichische Wirtschaft ist 2009 noch stärker geschrumpft als bisher angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist laut Statistik Austria real (inflationsbereinigt) um 3,9 % gesunken. Das ist der stärkste Rückgang seit dem Ende des zweiten Weltkriegs, so die Statistik Austria. Wifo und IHS waren in ihrer Prognose Anfang Juli noch von einem BIP-Rückgang um 3,5 % ausgegangen.
Problempunkt Verkehrswesen
Die Statistik Austria führt den stärkeren Rückgang darauf zurück, dass sie bereits aktuellere Daten zur Verfügung hat. "Die Zahlen für das Verkehrswesen sind deutlich schlechter ausgefallen als ursprünglich vermutet", sagte Ursula Havel aus der volkswirtschaftlichen Direktion.
Besser als der EU-Durchschnitt
Nominell, zu laufenden Preisen, sank die Wirtschaftsleistung den vorläufigen Zahlen der Statistik Austria zufolge um 3,1 %. Österreich liegt mit dem realen BIP-Minus von 3,9 % leicht besser als der EU-Durchschnitt von 4,2 %. Die Wertschöpfung betrug 2009 in absoluten Zahlen 274,3 Mrd. Euro. 2008 war die österreichische Wirtschaft noch real um 2,2 % gewachsen.
Gut -14% bei Sachgüterherstellung
Die Sachgüterproduktion, die stark vom Export abhängt, ist mit einem Minus von 14,3 % real am stärksten gesunken. Österreichs wichtigste Handelspartner Deutschland und Italien waren mit einem Minus von 4,9 beziehungsweise 5 % mit einem noch stärkeren Wirtschaftseinbruch als Österreich konfrontiert, geht aus Zahlen des europäischen Statistikamtes Eurostat hervor. Die schrumpfende Sachgüterproduktion geht mit einem "dramatischen Einbruch der Exporte" von Waren und Dienstleistungen um real 16,1 einher.
Die Gruppe "Verkehr und Nachrichtenübermittlung", unter die Personen- und Güterverkehr ebenso fallen wie Kommunikationsdienstleistungen, hat mit minus 9,1 % ebenfalls einen "massiven Einbruch" verzeichnet. Die Branchen "Energie- und Wasserversorgung" sowie "Kredit- und Versicherungswesen" sind hingegen um 5,8 % gewachsen.
Die Dienstleistungsbranche ist mit einem Minus von 1,6 % von der Wirtschaftskrise nicht so stark getroffen worden wie der Produktionssektor (darin werden Sachgüterproduktion, Energie- und Wasserversorgung beziehungsweise Bauwesen zusammengefasst). Dieser Sektor ist um 10,5 % geschrumpft.
Die Konsumausgaben sind 2009 um 1,1 % gewachsen. Der private Konsum hat real um 1,5 % zugelegt, der des Staates um 0,4 %. Die Bruttoanlageinvestitionen fielen hingegen um 8,8 %. Die Untergruppen Fahrzeug- und Maschineninvestitionen sind um 19,2 beziehungsweise 12,9 % zurückgegangen.