Die Oesterreichische Nationalbank spiegelte in ihrer Aktionärsstruktur jahelang die wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten im Land wider: 50 Prozent Bund, 50 Prozent in Händen schwarz-roter Interessensvertretungen, Banken und Versicherungen. Bis 2006 die BAWAG fast kollabierte und BAWAG und ÖGB ihr Fünftel an den Bund abtraten. Nun strebt die Republik die Totalverstaatlichung an.
Verschiebungen im aktuellen Aktionärskreis gab es zuvor Mitte der 90er Jahre, als der Konsum Österreich zusammenbrach, dessen OeNB-Anteil an die damalige Postsparkasse überging. Das Paket des Sozialistischen Verlags (SPÖ) wiederum ging an die Bank Austria. Die Bank Austria selber hat vor dem Verkauf an die HypoVereinsbank ihre Anteile 2001 an ihre B&C Stiftungsgesellschaft ausgelagert, weil nur Institute in mehrheitlichem österreichischen Besitz an der Notenbank beteiligt sein dürfen.
Das Grundkapital der OeNB beträgt 12 Mio. Euro. Der Ertragswert der Notenbankbeteiligung gilt für Private als bescheiden. Denn laut geltendem Notenbankgesetz müssen 90 Prozent des Gewinns an den Bund abgeführt werden. In den vergangenen Jahren fielen selbst diese Überweisungen an den Bund weniger satt aus als früher.
Seit 2006 besitzt der Bund 70 Prozent, zweitgrößte Aktionärin ist Raiffeisen, hauptsächlich durch die RZB, aber auch über Landesbanken, Banktöchter und die UNIQA Versicherung. Der Kreis der privaten OeNB-Aktionäre ist heute hauptsächlich dem schwarzen Lager zuzurechnen.
Dass Banken an der Notenbank beteiligt sind - und in einer Art "Erbpacht" auch einflussreiche Sitze im Generalrat (Aufsichtsrat) einnehmen - hatte immer wieder für heftige Polit-Debatten gesorgt. Als problematisch bis inkompatibel galt Skeptikern dieses Aktionärs-Modells, dass die Nationalbank ihre eigenen Eigentümer prüfte.