Vom Gesundheitsamt zur Nobelherberge: Das Palais Hansen an der Wiener Ringstraße wird ein Kempinski-Luxushotel. Die aus Deutschland stammende Gruppe hat den Zuschlag für die Umgestaltung des Hauses erhalten. Das teilten die Eigentümer des Gebäudes - ein Konsortium bestehend aus Porr Solutions, Warimpex, Wiener Städtische Versicherung und Wien-Holding - mit.
Kempinski zeigte sich stolz darüber, mit einem "Prachthotel" im Herzen von Wien seinen ersten Standort in Österreich besiegelt zu haben. "Als Europas älteste Luxushotelgruppe mit deutschen Wurzeln sind wir Österreich sehr verbunden. Seit vielen Jahren ist es unser Wunsch, ein herausragendes Hotel mit europäischem Flair in Wien zu betreiben", so Reto Wittwer, CEO und Präsident von Kempinski.
Mit rund 150 Zimmern und Suiten, Seminarräumlichkeiten sowie einem Ballsaal und einem Spa-Bereich soll das Hotel ab 2012 exklusives Ambiente bieten. Auch Luxuswohnungen sollen in dem Gebäude entstehen. Der Betreibervertrag mit der Kempinski-Gruppe ist auf 30 Jahre geschlossen. Eine Option zur Verlängerung gibt es. Über die Höhe der Miete gab es keine Auskunft.
"Letter of Intent" unterzeichnet
Mit der Unterzeichnung eines "Letter of Intent" sei man dem Ziel, das Palais Hansen wieder in vollem Glanz erstrahlen zu lassen, einen großen Schritt näher gekommen", zeigte sich Wien-Holding Geschäftsführerin Sigrid Oblak erfreut. Auch Warimpex-CEO Franz Jurkowitsch betonte: "Mit dieser Betreiberwahl können wir auf einen Partner bauen, der sowohl in der gehobenen Hotellerie als auch in der Vermarktung von mit dem Hotel verbundenen Luxuswohnungen bereits erfolgreiche Projekte verwirklicht hat."
"Der Nutzungsmix aus Hotel und Wohnungen eignet sich hervorragend für diesen zentral gelegenen Standort und wird auch einen aktiven Beitrag zur Belebung des unmittelbaren Umfeldes leisten", so Friedrich Gruber, Geschäftsführer der Porr Solutions. Mit einer Attraktivierung der Ringstraße rechnete auch Christine Dornaus, Vorstandsmitglied der Wiener Städtischen.
"Luxushotel" bevorzug
Die Frage, ob die noble Herberge ein Vier- oder Fünf-Sterne-Betrieb wird, dürfte hingegen offen bleiben. Die Betreiber bevorzugen die Bezeichnung "Luxushotel", wie es hieß. Das liegt dem Vernehmen nach an den strenger gewordenen Bedingungen für Geschäftsreisende. Viele Firmen würden nicht mehr erlauben, dass ihre Mitarbeiter in Fünf-Sterne-Häusern absteigen, wurde betont. Darum wird inzwischen häufig auf eine Kategorisierung verzichtet.
Der Monumentalbau im Stil der Neorenaissance hat in seiner Geschichte bereits viele Funktionen erfüllt. Zwischen 1869 und 1873 für die Allgemeine Österreichische Baugesellschaft erbaut, diente er während der Weltausstellung 1873 bereits als Großhotel. Danach wurde es zum Wohnhaus umgebaut, 1941 schließlich zum Amtsgebäude. Jahrzehntelang war dort das Gesundheitsamt untergebracht.
Architekt des Palais war der dänische Ringstraßenstar Theophil Hansen. Dieser hatte zuvor bereits das Heeresgeschichtliche Museum und den Musikverein errichtet und sollte später für die Akademie der Bildenden Künste, die Börse und das Reichsratsgebäude (das heutige Parlament) verantwortlich zeichnen. Auch die Architekten der Umgestaltung sind schon bekannt: Ein Team um Boris Podrecca und Dieter Hayde arbeitet bereits intensiv an den Plänen. Sie sollen nach Abstimmung mit den Behörden und Erhalt der Baugenehmigung im ersten Quartal 2010 präsentiert werden.