Wirtschaftswachstum

Wifo und IHS senken BIP-Prognose 2016/17

17.03.2016

Die Arbeitslosenquote klettert weiter, springt aber nicht über 10 Prozent.

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Die schwache Grunddynamik der heimischen Konjunktur dürfte im 1. Halbjahr 2016 anhalten, nimmt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) an. Insbesondere hat die Weltwirtschaft seit Mitte vorigen Jahres an Schwung verloren, und die Ausweitung des Welthandels ist fast zum Erliegen gekommen.

Wirtschaftliche Probleme
International manifestieren sich in den Schwellenländern "weiterhin gröbere wirtschaftliche Probleme", und in den entwickelten Volkswirtschaften habe sich das Konjunkturtempo verlangsamt, erklärte das Institut für Höhere Studien (IHS) am Donnerstag. Brasilien und Russland steckten in einer tiefen Rezession, und China habe sein Wachstumstempo auf knapp 7 Prozent verlangsamt. Auch die USA und Japan hätten gegen Ende 2015 eine geringere Wachstumsdynamik gezeigt. Die Ausweitung des Welthandels sei gegen Jahresende fast zum Erliegen gekommen, primär durch die Schwellenländer.

Verlangsamung der Weltkonjunktur
"Es mehren sich Anzeichen, die auf eine weitere Verlangsamung der Weltkonjunktur hindeuten", lautet die Conclusio für das IHS. Im Euroraum habe sich die moderate Entwicklung fortgesetzt. Die schwache Dynamik der Weltwirtschaft drücke auf das Unternehmervertrauen in Europa. Das Institut geht aber davon aus, dass sich die Konjunktur der entwickelten Volkswirtschaften im Jahresverlauf wieder belebt.

Den Euroraum sieht das Wifo - nach 1,6 Prozent im Vorjahr - heuer und 2017 um 1,4 und 1,6 Prozent wachsen, das IHS um 1,5 und 1,6 Prozent. Für die EU-28 gehen die beiden Institute von 1,6 und 1,8 Prozent (Wifo) bzw. 1,7 und 1,8 Prozent (IHS) aus. Für China sieht man heuer noch 6,2 bzw. 6,4 Prozent BIP-Plus, für 2017 aber nur noch 5,8 bzw. 6,2 Prozent. Die USA sollten sich bis 2017 bei 2,3 bis 2,4 Prozent einpendeln. Das weltweite BIP soll 2017 laut Wifo mit 3,4 Prozent stärker zulegen als heuer (3,1 Prozent wie 2015). Auch den Welthandel sehen beide Institute 2017 kräftiger, das Wifo bei real +2,5 Prozent (nach +2,0 Prozent heuer) und das IHS bei +3,5 Prozent (nach +3,0 Prozent heuer).

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Belebung des privaten Konsums

In Österreich wird - durch die Steuerreform - mit einer deutlichen Belebung des privaten Konsums gerechnet, der nach zwei Jahren Stagnation auch 2015 kaum zugelegt hat. Heuer sei hier durch mehr verfügbare Einkommen ein Wachstum um 1,4 Prozent zu erwarten, so das IHS; beim Wifo rechnet man sogar mit 1,8 Prozent Plus. 2017 dürfte sich der Anstieg auf 1,2 (IHS) bzw. 1,4 (Wifo) Prozent verringern.

Anstieg der Arbeitslosigkeit
Die Zahl der Beschäftigten werde im Prognosezeitraum deutlich steigen - aber auch die Erwerbsbevölkerung, so das Wifo, etwa durch Flüchtlingsmigration, spätere Pensionsantritte und mehr Frauenbeschäftigung sowie höheres Arbeitskräfteangebot. "Die Zahl der Arbeitslosen nimmt daher weiter zu", heißt es: 2016 dürfte die Arbeitslosenquote auf 9,5 und 2017 auf 9,8 Prozent steigen. Beim IHS sieht man einen Anstieg auf 9,4 sowie 9,8 Prozent - voriges Jahr lag die Quote erst bei 9,1 Prozent.

Die Investitionsnachfrage dürfte durch das geringe Unternehmervertrauen und die hohe Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung weiter gedrückt sein. Für die Ausrüstungsinvestitionen geht das Wifo für beide Jahre von 2,5 Prozent realem Anstieg aus, das IHS sieht 2016 und 2017 Zuwächse von 2,8 sowie 2,5 Prozent. Und erstmals seit drei Jahren sollten dabei auch die Bauinvestitionen zulegen. Insgesamt ergebe sich für die Anlageinvestitionen somit ein Wachstum von 1,8 bzw. 2,0 Prozent, so das IHS - das Wifo erwartet 1,7 und 1,8 Prozent Anstieg. Unterstützend wirken sollen die günstigen Finanzierungskonditionen, der steigende Bedarf an Ersatzinvestitionen und die Wohnbauoffensive des Bundes.

Anstieg der Exporte
Die Exporte dürften heuer - nach einer vorübergehenden Abschwächung in der ersten Jahreshälfte - wieder kräftig steigen, erwartet das Wifo. Es geht für heuer und nächstes Jahr von 2,7 sowie 4,5 Prozent realem Plus bei den Warenexporten aus, das IHS rechnet mit 3,0 und 3,5 Prozent Zuwachs.

Für die Inflation geht das Wifo - nach 0,9 Prozent Jahresrate 2015 - für heuer von 1,2 Prozent und für 2017 von 1,8 Prozent aus. Grund: Der dämpfende Effekt der Rohölverbilligung auf die Teuerungsrate dürfte bis Ende 2016 auslaufen. Zudem würden heuer die Maßnahmen der Steuerreform preiswirksam. Das IHS hingegen liegt näher am Inflationsziel der EZB: Heuer soll es 1,4 Prozent, 2017 1,9 Prozent Teuerung geben.

Belastung durch Bankenhilfen
Für das gesamtstaatliche Defizit laut Maastricht rechnet das Wifo - nach 1,4 Prozent des BIP im Vorjahr - für heuer mit einem Anstieg auf 1,7 Prozent und für 2017 mit einem Rückgang auf 1,5 Prozent. Auch im Prognosezeitraum würden die öffentlichen Haushalte noch durch die Bankenhilfen belastet, wenngleich in deutlich geringerem Ausmaß als in den Vorjahren, heißt es. Den Bankenhilfen- und Flüchtlings-Ausgaben stehe eine günstige Entwicklung der Einnahmen aus Steuern und SV-Beiträgen sowie der Pensions- und Zinsausgaben gegenüber. Das IHS rechnet für heuer mit 2,0 Prozent Defizitquote, für 2017 mit 1,6 Prozent.

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