Man habe eine "zufriedenstellende Entwicklung" im ORF-Fernsehen verzeichnet.
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ist zufrieden mit den Fernsehquoten im heurigen Jahr. Im ersten Halbjahr 2011 habe man eine "durchaus zufriedenstellende Entwicklung" im ORF-Fernsehen verzeichnet, sagte Wrabetz am Montag vor dem ORF-Publikumsrat. Der Marktanteil liege "ein knappes Prozentpunkt" unter dem ersten Halbjahr 2010, rechne man die publikumswirksame Fußball-WM vom Vorjahr heraus, komme man auf das "praktisch selbe Niveau" mit Abweichungen im Zehntel-Bereich, so Wrabetz.
Lob für Jahresabschluss
Der ORF-Generaldirekor lobte außerdem den Jahresabschluss 2010, der nach der Rechungsprüfung am Donnerstag den Stiftungsräten zum Beschluss vorgelegt wird. So habe man ein Konzernergebnis von 23,4 Mio. Euro (EGT) erwirtschaftet und damit das 2009 gesetzte Ziel "besser erfüllt als geplant". Als Hauptfaktor für das gute Ergebnis bezeichnete Wrabetz die Kostensenkungsmaßnahmen. Man habe um rund 500 Mitarbeiter weniger als 2008, "die mehr leisten als davor". Hier habe man unter Ausnutzung von natürlichen Abgängen - sprich: mit Verabschiedungen älterer Mitarbeiter mittels Handshake-Programm - "das äußerste" erreicht, "was man bei Aufrechterhaltung des jetzigen Programms durchführen kann", so Wrabetz, der dieser Tage in einem Interview bereits betont hatte, dass er beim Personalabbau die Talsohle durchschritten sieht.
Die Publikumsräte beschlossen am Montag auch eine Resolution zum Kultur- und Informations-Spartensender ORF III, dessen geplanter Start noch einer Entscheidung des Bundeskommunikationssenates (BKS) bedarf. Dieser musste tätig werden, weil nach einer Genehmigung des Senders durch die Medienbehörde "KommAustria" sowohl Bundeswettbewerbsbehörde als auch ORF Einspruch erhoben. Hauptkritikpunkt des ORF waren die Auflagen für die Bewerbung des neuen Spartenkanals, die de facto nicht im ORF-Fernsehen selbst erfolgen dürfte. Der Publikumsrat drängt die Medienbehörde in der Resolution darauf, "eine größtmögliche Bewerbung des neuen Senders in den Programmen ORF eins und ORF 2 zu ermöglichen".
"Pflanzerei"
Wrabetz selbst sieht in den Anträgen, die bei der Bundeswettbewerbsbehörde von Seiten der Privatsender für Beschränkungen von ORF III eingebracht worden sind, "in Wirklichkeit eine Pflanzerei", wie er sagte. "Es ist für ATV und Puls 4 sowas von egal, ob sich ORF III zwei oder drei Prozent anschauen", schließlich handle es sich nicht um die selbe Zielgruppe. Den Akteuren im Hintergrund sei dies auch durchaus bewusst, meinte der ORF-General. "Im privaten Gespräch hört man dann: 'Ein bissl wird man euch ja noch ärgern dürfen.'"
Lob von den Gremienmitgliedern gab es für das Radiosymphonieorchester (RSO), dessen Manager Christian Scheib und Chefdirigent Cornelius Meister eingeladen waren. Meister betonte bei der Gelegenheit den pädagogischen Aspekt des RSO, weswegen er sich "nicht nur als Kunstvermittler, sondern auch als Bildungsvermittler sehen möchte", wie er sagte. Schließlich komme die Musikbildung immer mehr abhanden. Mit dem gesicherten Fortbestand des RSO nach der letzten Novelle des ORF-Gesetzes 2010 sei nun auch wieder die Reisetätigkeit für das Orchester umfangreicher als vorher, wo viele Konzerthäuser wegen der unklaren Finanzierungsfrage gezögert hätten, die Musiker einzuladen. "Die Situation ist sehr anders, das Orchester ist international sehr gefragt. Das zeigt sich auch an der Größe der Konzertsäle, die uns einladen." Scheib betonte aber, dass die Sparmaßnahmen des ORF auch im RSO ihre Spuren hinterlassen hätten: "Wir sind weit weg vom Plansoll bei unseren Stellen."
Kritik am ORF-Gesetz
Wrabetz kritisierte in dem Zusammenhang das ORF-Gesetz, das eine Reduktion der Personalkapazitäten vorschreibe. "Bei einem Orchester gibt es Grenzen der Rationalisierung. Da gibt es eine gewisse Mindestausstattung und Punkt." Man arbeite mittlerweile an der unteren Grenze dessen, was international möglich sei. Man könne dem RSO kein Rationalisierungsgebot "wie in einer Schraubenfabrik" auferlegen, schimpfte der ORF-General.
Wrabetz betonte weiters, dass man an der ORF eins-Diskussionssendung "contra" auch nach der Sommerpause festhalten werde. Punkto morgendlicher TV-Information, mit dessen Konzept sich eine Arbeitsgruppe beschäftigt, erwarte er in den kommenden Tagen einen Bericht. Dies werde aber frühestens zu Beginn des nächsten Jahres schlagend werden.