Experten warnen derweil vor einer neuen Internet-Blase.
Die Wall Street steht vor dem größten Internet-Börsengang seit dem Schritt von Google vor sieben Jahren. Angesichts des aktuellen Hypes um Tech-Werte nach dem fulminanten Börsendebüts des Online-Karrierenetzwerks LinkedIn hob am Montag Russlands größte Suchmaschine Yandex Kreisen zufolge die Preisspanne für den Aktienverkauf um fast zehn Prozent auf 24 bis 25 Dollar (17,1 bis 17,8 Euro) pro Stück an. Damit könnte die Emission bis zu 1,4 Mrd. Dollar einbringen. Google hatte 2004 bei seinem Initial Public Offering (IPO) 1,67 Mrd. Dollar erlöst. Der Ausgabepreis wurde noch für Montag erwartet. Erster Handelstag soll Dienstag sein.
Mit einem Marktanteil von zuletzt 65 Prozent ist die 1997 gegründete Yandex die beliebteste Suchmaschine in Russland. Google kommt nur auf knapp 21 Prozent. Yandex steigerte 2010 den Umsatz um 43 Prozent auf umgerechnet 440 Mio. Dollar, der Gewinn kletterte um 90 Prozent auf 135 Mio. Dollar.
"Es gibt Marktgerüchte, wonach der Börsengang fünf- bis zehnfach überzeichnet ist", sagte der Aktienstratege Konstantin Tschernyschew von Uralsib in Moskau. "Und auf der Welle der Deals in den vergangenen Wochen, zu denen auch LinkedIn gehörte, können wir eine erfolgreiche Platzierung erwarten."
Die Firma ist mehrheitlich im Besitz von Investoren Baring Vostok (23,89 Prozent), Roth Advisors (6,42) und International Finance Corporation (6,12) sowie den beiden Firmengründern Arkadj Wolosch (19,77) und Ilya Segalovitsch (4,14). Die beiden werden den Großteil ihrer Anteile auch nach dem Börsengang halten. Zudem gibt es eine "Goldene Aktie", die sich in Händen der staatlichen russischen Sberbank befindet. Mit der Aktie kann verhindert werden, dass ein einzelner Investor mehr als 25 Prozent der Yandex-Aktien erwirbt. Zudem werden den Anlegern bei dem aktuellen Börsengang Aktien der Klasse A zugeteilt, die nur über ein Zehntel des Stimmrechts der Aktien der Klasse B verfügen. Der IPO an der US-Technologiebörse Nasdaq wird federführend von der Deutschen Bank und den US-Geldhäusern Morgan Stanley und Goldman Sachs begleitet.
Internet-Aktien sind an den Börsen derzeit äußerst begehrt. So war der Aktienkurs des Online-Karrierenetzwerks LinkedIn bei dessen Börsendebüt zeitweise um 171 Prozent gestiegen. Damit wurde das Unternehmen mit einem Umsatz im Jahr 2010 von 243 Mio. Dollar an der Börse mit mehr als elf Mrd. Dollar bewertet. Die Firma mit ihren 1.300 Mitarbeitern war damit in etwa so viel wert wie etwa die Deutsche Lufthansa mit rund 120.000 Beschäftigten. Yandex wird bereits mit seinem Ausgabepreis mit mehr als sieben Mrd. Dollar bewertet.
Experten warnen vor einer neuen Börsen-Blase für Tech-Werte, wie es sie um die Jahrtausendwende etwa am Neuen Markt in Frankfurt schon einmal gab. Zu den Sorgen trug auch der Kauf des Internettelefonie-Anbieters Skype durch Microsoft vor wenigen Wochen bei. Microsoft will für das nicht börsennotierte Unternehmen 8,5 Mrd. Dollar auf den Tisch legen. Es wäre der teuerste Zukauf in der 36-jährigen Geschichte des weltgrößten Softwareherstellers. Analysten hatten den Preis als überraschend hoch bezeichnet, zumal Skype auch 2010 noch Verluste schrieb. Tage vor dem Kauf hatte es in Kreisen noch geheißen, das gesellschaftliche Netzwerk Facebook und Google hätten Interesse an Skype und es stehe ein Skype-Wert zwischen drei und vier Mrd. Dollar im Raum. Auch Facebook soll starkes Interesse an einem Börsengang noch 2011 haben.