Zahlungskrise beendet das Geschäftsmodell von Dubai

27.11.2009

Spektakuläre Bauprojekte, künstlich angelegte Inseln, Luxushotels: Der Aufschwung Dubais war gewaltig, der Traum blühender Wüstenlandschaften schien nah. Zweifel an der Finanzkraft stellen das Geschäftsmodell des Boom-Emirats aber nun infrage und verschieben die Machtgewichte innerhalb der Vereinigten Arabischen Emirate ein.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Dubai hat diese Woche um Zahlungsaufschub für zwei stark verschuldete Staatskonzerne gebeten und damit für ein Beben an den weltweiten Börsen gesorgt. Viele Investoren fragen sich nun, ob das Nachbar-Emirat Abu Dhabi bereit ist, Dubai erneut zu helfen und wenn ja, zu welchem Preis?

Abu Dhabi ist die Hauptstadt des gleichnamigen Nachbar-Emirats. Obwohl es auf 90 Prozent der Ölvorkommen der Partnerstaaten sitzt, spielte es zuletzt eher die zweite Geige hinter Dubai, das sich als Tourismus- und Finanzmetropole am Golf einen Namen machte.

Seinen Aufstieg verdankt Dubai einer äußerst lockeren Wirtschaftspolitik und einer für einen arabischen Staat ungewöhnlich liberalen Haltung. Die Goldgräberstimmung lockte Zehntausende hoch qualifizierte Fachleute aus aller Welt an, die sich hier eine goldene Nase verdienen wollten. Schlagzeilen machte das Emirat vor allem mit gigantischen Bauprojekten. Jahrelang schossen in Dubai Hochhäuser, Einkaufszentren und Vergnügungsparks wie Pilze aus dem Boden - aufgebaut von einem Heer schlecht-bezahlter Wanderarbeiter aus Asien.

Die Finanzkrise bereitete dem auf Pump finanzierten Boom jedoch ein jähes Ende. Der Schuldenberg wuchs auf 80 Mrd. Dollar. Abu Dhabi sprang in die Bresche - und muss dies nun möglicherweise erneut tun. Nach Angaben des Beratungsunternehmens Eurasia Group verlangt Abu Dhabi im Gegenzug für Hilfen allerdings eine umfassende Entwirrung des staatlichen Firmengeflechts in Dubai.

Das Fiasko in Dubai spielt Abu Dhabi in die Karten. Abu Dhabi will die Politik der Vereinigten Arabischen Emirate auf eine gemeinsame Linie bringen und das Image der Föderation aufpolieren. Eine Verschiebung der Macht ist jedoch ein heikles Thema. Der Herrscher in Dubai, Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum sagte diesen Monat, die VAE seien eine große Familie und jeder, der das Gegenteil behaupte, solle "den Mund halten".

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind derzeit dabei, sich als regionale Macht in Stellung zu bringen. Ausdruck dieses Strebens sind Pläne für einen Ausbau von Atomkraft, wozu eine enge Zusammenarbeit mit den USA gehört. Ein solcher Schulterschluss könnte die traditionelle Vormachtstellung Saudi-Arabiens schwächen, das sich vor allem international gerne als Sprachrohr der arabischen Halbinsel versteht.

Dabei steht allerdings erneut Dubai im Weg, das als Hauptumschlagplatz für iranische Waren und Arbeitgeber Zehntausender Iraner enge Verbindungen nach Teheran hat. Wegen des Atomkonflikts drängen Abu Dhabi und die USA Dubai seit langem zu einer härteren Haltung gegenüber der Islamischen Republik auf der anderen Seite des Golfes. Dubai soll demnach seinen Ruf als "Wilder Westen des Nahen Ostens" loswerden.

"Die USA üben einen unglaublichen Druck aus", sagt der britische Historiker Christopher Davidson. "Dubais Stellung und Autonomie innerhalb der Föderation ist so, dass Abu Dhabi und Washington dies nicht länger erlauben können. Das ist eine Belastung für die Sicherheit."

Zur Vollversion des Artikels