UNIQA
"Zeit der Ernte in Osteuropa gekommen"
05.03.2012
Für 2012 mehr Gewinn als in 2010 geplant. Fokus auf Österreich und Osteuropa.
Die börsenotierte UNIQA-Versicherung sieht die "Zeit der Ernte in Osteuropa gekommen". Sie plant die Minderheitsaktionäre bei ihren Osttöchtern abzufinden. Der Auskauf würde einen "ansehnlicher" dreistelliger Millionenbetrag ausmachen, wofür aber kein neues Kapital notwendig sei. "Wir wollen das noch heuer und nächstes Jahr unter Dach und Fach bringen", kündigten die beiden Vorstände Andreas Brandstetter und Wolfgang Kindl am Wochenende vor österreichischen Journalisten in der albanischen Hauptstadt Tirana an.
Bei einem der Minderheitsaktionäre, der Europäischen Entwicklungsbank EBRD, sei man in "losen" Gesprächen bereits auf Interesse gestoßen. Brandstetter rechnet bis zum Ende des zweiten Quartals mit einer Entscheidung. Mit der EBRD gebe es seit 1998 eine Kooperation, sie sei in Ungarn mit 15 Prozent, in Kroatien mit 20 Prozent und in Polen mit 30 Prozent beteiligt. Ausgenommen vom Auskauf ist Albanien, wo die UNIQA gut 68 Prozent an der Sigal-Gruppe hält, die mit Töchtern auch im Kosovo und Mazedonien tätig ist. In allen anderen Ostländern will man sich von den noch vorhandenen Minderheitsaktionären dagegen trennen.
An der für 2013 geplanten Kapitalerhöhung hält das Management weiterhin fest. Derzeit sei die Ausstattung mit Eigenkapital zwar okay, man wolle aber mehr "Unterfutter" haben, meinte Brandstetter. Die Kernaktionäre würden sich auf maximal 50 Prozent verdünnen lassen. Aktuell beträgt der Streubesitz laut Firmen Compass 9,5 Prozent. Die Kapitalerhöhung werde es nicht um jeden Preis geben.
In Zukunft werde sich die UNIQA verstärkt auf das Kerngeschäft in Österreich und Osteuropa konzentrieren, Investitionen soll es eher in Osteuropa geben, wurde betont. Bis zum Ende des ersten Quartals soll etwa der Verkauf der Mannheimer abgeschlossen sein. Auf dem Prüfstand stehe auch die Beteiligung in Dubai. Dort ist die Versicherung seit 1998 mit 15 Prozent an der Takaful Al-Emarat Versicherung beteiligt. Ende 2009 hatte man weniger als 1.000 Kunden. Weiters soll die Hotelgruppe verpachtet oder verkauft werden.
Der Mitarbeiterabbau in der Zentrale um rund 200 Personen sei fast schon abgeschlossen. Bis 2015 soll das Service Center um 300 bis 400 Personen ausgebaut werden und so für mehr Kundennähe sorgen.
2012 sollen wieder Gewinne geschrieben werden. Ziel sei ein besseres Ergebnis als 2010. Damals wurde ein Jahresüberschuss von 67,4 Mio. Euro erzielt. Wenn man von den Einmalerlägen absehe, laufe das Kerngeschäft zu Jahresbeginn 2012 solide, sowohl in Österreich als auch international.
Osteuropa, wo die Versicherung in 15 Ländern vertreten sei, sei bereits das zweite Standbein und für das Unternehmen eine langfristige strategische Absicherung, betonte Kindl. 58 Prozent der Kunden (4,6 Mio.), 40 Prozent der Verträge (6,7 Mio.) und 21 Prozent der Prämien (1,2 Mrd. Euro) entfielen bereits auf diese Region. Damit liege man auf Rang sieben.
Die CEE-Region wird je nach Versicherungsdichte (Prämien pro Kopf) in vier Management-Regionen aufgeteilt: in Zentraleuropa (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) liegt sie bei 368 Euro, in Südosteuropa (SEE) bei 171 Euro, in Russland bei 117 Euro und in Osteuropa (Rumänien und Ukraine) bei 66 Euro. Zum Vergleich: In Österreich beträgt die Versicherungsdichte rund 2.000 Euro.
Osteuropa wird langfristig als Wachstumsregion gesehen. Würden die Länder der Region Osteuropa und Südosteuropa die Versicherungsdichte von Zentraleuropa erreichen, entspreche dies zusätzlichen Prämien von fast 1,4 Mrd. Euro. Ziel sei es, die aktuellen Prämien von 1,2 Mrd. Euro bis 2015 auf 2,5 Mrd. Euro zu erhöhen. Dazu soll der schwerpunktmäßig der eigene Vertrieb um 1.100 "produktive" Mitarbeiter erweitert und allenfalls auch Mitbewerber akquiriert werden. Einige globale Player wollen wieder aus dem Markt, so Kindl. Aber auch der Agenturvertrieb soll ausgebaut werden.
In Albanien selbst kommen die beiden österreichischen Versicherer UNIQA (34,7 Prozent) und VIG (28,6 Prozent) gemeinsam auf einen Marktanteil von über 60 Prozent.