Daimler setzt in schwierigen Zeiten auf Kontinuität. Dieter Zetsche bleibt bis 2013 an der Spitze des Autokonzerns und soll den Premiumhersteller zurück in die Erfolgsspur bringen. Die Entscheidung des Aufsichtsrates kam nicht überraschend. Vielmehr passt der vertragliche Vertrauensbeweis genau in die Aufbruchstimmung, die seit einiger Zeit in der Unternehmenszentrale des Autobauers in Stuttgart propagiert wird.
Bei der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag (18.2.) will der Manager seine Wachstumsstrategie für das laufende Jahr vorlegen. Um Daimler 2010 wieder flott zu kriegen, hat sich der 56-Jährige einen Vertrauten mit auf die Kommandobrücke geholt: Wolfgang Bernhard, mit dem Zetsche in seiner Zeit bei Chrysler die Fäden zog, rückt in den Vorstand des DAX-Konzerns. Auch für diese Personalie gab das Kontrollgremium grünes Licht. Im Gegenzug verlässt der als Zetsche-Kritiker geltende Mercedes-Vize Rainer Schmückle die Stuttgarter.
Der Manager mit dem markanten Walrossbart steht seit 2006 an der Spitze des Autobauers. Seine härteste Zeit als Vorstandsvorsitzender erlebte Zetsche im vergangenen Jahr. "So etwas habe ich in meinen 34 Berufsjahren noch nicht erlebt", kommentiere er jüngst die drastische Talfahrt in der Autobranche. Die Folgen mit einem heftigen Einbruch von Absatz und Ergebnis werden auch in der am Donnerstag präsentierten Bilanz für 2009 sichtbar werden.
Zetsche kritisch hinterfragt
Im Zuge der Krise wurde auch die Position von Zetsche kritisch hinterfragt: Keine Strategie, keine Wachstumsstory, keine Motivation im Unternehmen, lauteten die Vorwürfe - auch in den eigenen Reihen. Mittlerweile hat sich der Wind gedreht: "Wir sind wieder da", verkündete der Manager zuletzt immer öfter. Auch ein Schulterbruch auf der Skipiste konnte den hochgewachsenen Manager nicht aus der Spur werfen.
Zetsche wurde am 5. Mai 1953 in Istanbul geboren, ging in Frankfurt zur Schule und kam als Diplomingenieur 1976 zur damaligen Daimler-Benz AG. Als Jürgen Schrempp an die Spitze von Daimler-Benz aufstieg, rückte Zetsche als Vertriebschef in den Konzernvorstand auf. Diese Position behielt er auch bei der Fusion von Daimler-Benz und Chrysler im Jahr 1998. Als Schrempp ein Vorstandsrevirement vornahm, übernahm Zetsche 1999 die Verantwortung für das Nutzfahrzeuggeschäft.
Ein entscheidender Karrieresprung für Zetsche war die vorübergehende Sanierung der angeschlagenen US-Tochter Chrysler. Trotz harter Sanierungsmaßnahmen mit drastischem Jobabbau wurde der Manager in den USA als Retter gefeiert. Umso härter traf es den Konzernlenker, als die transatlantische Auto-Ehe 2007 endgültig geschieden werden musste. Die milliardenschweren Spuren der gescheiterten Fusion schleppten die Stuttgarter noch lange in der Bilanz mit.