"Zuhause-Kraftwerk" soll zwei AKWs ersetzen
09.09.2009
Der deutsche Ökostromanbieter Lichtblick und VW wollen mit bis zu 100.000 Mini-Kraftwerken für den Keller die Energiewende in Deutschland voranbringen. Hocheffiziente Blockheizkraftwerke auf der Basis von VW-Erdgasmotoren sollen dabei in deutsche Keller eingebaut werden, wie Lichtblick anlässlich der offiziellen Vorstellung des Projekts mitteilte. Die Generatoren sollen demnach so viel Strom ins Netz einspeisen, dass damit bis zu 2 Atomkraftwerke überflüssig werden sollen.
"Das ist eine echte Revolution für den Strommarkt", sagte Lichtblick-Vorstandschef Christian Friege. Lichtblick will die sogenannten "Zuhause-Kraftwerke" ab 2010 auf den Markt bringen. Verbraucher kaufen die Anlagen nicht, sondern entrichten einen einmaligen Installationszuschuss von 5.000 Euro. Ein üblicher Heizkessel kostet meist ein Vielfaches. Der Kunde bezahlt dann neben dem Grundpreis von 20 Euro ausschließlich die von ihm verbrauchte Wärme auf Grundlage des vom Statistischen Bundesamts ermittelten Gaspreisindex.
Nutzung der Abwärme
Zudem erhält der Kunde monatlich 5 Euro Kellermiete und 0,5 Cent Bonus für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde Strom. Lichtblick wiederum profitiert von diesem Konzept, weil die Abwärme bei der Stromproduktion von der Anlage gespeichert und dem Hausbesitzer zur Verfügung gestellt wird. In einem herkömmlichen Kraftwerk geht die Abwärme verloren.
Lichtblick will die Kellerkraftwerke zu einem Großkraftwerk vernetzen und immer dann schnell Strom produzieren, wenn der Bedarf groß ist und etwa Windräder still stehen. "Man muss sich die Zuhause-Kraftwerke wie einen Fischschwarm vorstellen: Viele kleine Einheiten bilden eine große, leistungsfähige Gemeinschaft, die Schwarmstrom erzeugt", erklärte Friege.
Lichtblick spricht von "Deutschlands größtem Gaskraftwerk". Der sogenannte SchwarmStrom von Lichtblick stehe innerhalb von einer Minute zur Verfügung, hieß es. Dagegen brauche ein Atomkraftwerk einen Tag, um angefahren zu werden. Dies sei aber zu langsam, um die kurzfristigen Schwankungen der Wind- und Sonnenenergie im Stromnetz auszugleichen.
Die Minikraftwerke im Erdgasbetrieb mit einem VW-Motor sparen laut Lichtblick bis zu 60 Prozent Kohlendioxid (CO2) gegenüber der herkömmlichen Wärme- und Stromerzeugung. VW ermögliche eine Serienproduktion zu Preisen, die Lichtblick den Eintritt in den Massenmarkt ermöglichten.
Lichtblick will ganz nach oben
Lichtblick hat große Pläne: Die Zahl der Kunden soll in den kommenden Jahren von derzeit 550.000 auf zwei Millionen steigen, das Unternehmen will die Nummer 5 in der Branche werden, nach den 4 führenden Stromriesen in Deutschland.
VW-Vorstandsmitglied Werner Neubauer sagte, für VW sei die Produktion der Minikraftwerke ein "Zusatzgeschäft", das aber rund 300 Jobs sichere. Die Zusammenarbeit passe auch in die Umweltstrategie von Volkswagen. Der Betriebsratschef in Salzgitter, Andreas Blechner, sagte, VW müsse sich verstärkt Gedanken über neue Produkte abseits des Autos machen.
Er betonte die Bedeutung der VW-eigenen Komponentenfertigung - etwa Motoren und Getriebe. Der frühere Chef der Marke VW, Wolfgang Bernhard, wollte die VW-Komponentenfertigung mit mehr als 30.000 Beschäftigten dichtmachen, konnte sich damit aber nicht durchsetzen.