Morgen öffnen Banken
Zypern wappnet sich für Ansturm auf Banken
27.03.2013
Geldhäuser öffnen Donnerstag um 11 Uhr MEZ/12 Uhr Ortszeit.
Die seit Tagen geschlossenen Banken in Zypern werden am Donnerstag wieder geöffnet. Alle Banken würden geöffnet, teilte ein Sprecher von Finanzminister Michalis Sarris am Mittwochabend mit. Eine Sprecherin der Zentralbank erklärte, die Öffnungszeit sei von 12.00 Uhr bis 18.00 Uhr (11.00 Uhr bis 17.00 Uhr MEZ). Die Banken waren aus Sorge vor einer massiven Kapitalflucht am 16. März geschlossen worden. Bis zuletzt hatte es Zweifel gegeben, ob sie tatsächlich wie angekündigt am Donnerstag wieder ihren Betrieb aufnehmen.
Die zypriotischen Behörden trafen bis zuletzt Vorkehrungen, damit nach der Öffnung nicht zu viel Kapital auf einmal aus den Geldinstituten abfließt. Kunden der beiden größten Banken Bank of Cyprus und der Laiki-Bank dürfen vorerst maximal 100 Euro abheben.
Laut Presseberichten dürfen Reisende nicht mehr als 3.000 Euro Bargeld ins Ausland mitnehmen und nicht mehr als 5.000 Euro pro Monat mit ihren Kredit- oder Debit-Karten im Ausland zahlen. Geldtransfers im Inland sollen demnach uneingeschränkt möglich sein, allerdings dürfen Schecks nicht mehr gegen Bargeld eingelöst werden. Die Maßnahmen sollen den Berichten zufolge zunächst für sieben Tage gelten.
Die Umstrukturierung des zypriotischen Bankensektors ist eine der Auflagen für ein Milliardenhilfspaket für das Land. Die Euro-Finanzminister hatten in der Nacht zum Montag zugesagt, Zypern mit maximal zehn Milliarden Euro zu helfen. Die Zyprioten selbst sollen rund sieben Milliarden Euro aufbringen. Um das Geld für die Rettung des Bankensektors zusammenzubringen, ist vorgesehen, bei Bankguthaben über 100.000 Euro einen Anteil von bis zu 40 Prozent in Aktienkapital umzuwandeln.
Zypern fürchtet einen Ansturm auf seine Banken
Zypern bereitet sich auf einen Ansturm auf seine Banken
vor. Bevor diese am Donnerstag erstmals seit Mitte März wieder öffnen, feilte das mit Milliarden-Hilfen gerade erste gestützte Euro-Land am Mittwoch noch an Kontrollen und Einschränkungen für den Kapitalverkehr. Nach Angaben der Handelskammer sollen Geldtransfers im Inland möglich sein, nicht aber ins Ausland. Damit soll verhindert werden, dass verunsicherte Bank-Kunden nach der chaotischen Rettung vor der Staatspleite ihre Gelder im großen Stil abziehen.
Die Zentralbank kündigte "lockere" Kontrollen bei allen Geldhäusern an. Derweil wurden die Proteste in der Bevölkerung gegen die harten Sparauflagen aus Brüssel zuletzt stärker. Die Bürger fürchten nicht nur um ihre Ersparnisse, sondern auch ihren Job.
"Die Banken werden am Donnerstag öffnen", bekräftigte Zyperns Finanzminister Michael Sarris. "Wir werden den besten Weg wählen, um die Wahrscheinlichkeit zu limitieren, dass große Summen von Geldern verschwinden." Gleichzeitig sollten negative Auswirkungen auf Unternehmen und damit die ohnehin in der Rezession steckende Wirtschaft begrenzt werden. Griechischen Medien zufolge werden die Kapitalkontrollen sieben Tage gelten. Demnach dürften Einzelpersonen nur 3.000 Euro ins Ausland mitnehmen oder im Ausland 5.000 Euro pro Monat mit ihren Kredit- oder Debit-Karten zahlen.
Zypern ist vor allem wegen seines überdimensionierten Finanzsektors in Schieflage geraten. Spätestens seit dem Schuldenschnitt für Griechenland sind die Banken marode. Nun sollen sie - als Gegenleistung für die zehn Mrd. Euro schweren Hilfen von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) - radikal schrumpfen. Zyperns zweitgrößtes Kreditinstitut Laiki wird sogar geschlossen, reiche Bank-Kunden sollen einen Großteil ihres Geldes verlieren und damit einen Sanierungsbeitrag leisten. Eine zunächst angedachte Beteiligung aller Sparer ist zwar vom Tisch, sorgte aber für große Verunsicherung.
Zypern hat viele Jahre mit niedrigen Steuern, hohen Zinsen und laxen Kontrollen große Summen aus dem Ausland angelockt, vor allem von reichen Russen und Briten. Russlands Finanzminister Anton Siluanow warnte Zypern nun, unnötige Kontrollen bei gesunden Banken einzuführen. Er machte von dieser Frage auch die Gespräche abhängig, Zypern einen russischen Kredit im Volumen von 2,5 Mrd. Euro zu verlängern und mit besseren Konditionen zu versehen.
Trotz geschlossener Banken sollen bereits größere Summen von Ausländern in Sicherheit gebracht worden sein. Die Filialen der größten zypriotischen Banken in London zum Beispiel wurden nicht dichtgemacht. Dort gab es auch - anders als bei den führenden Banken auf der Insel - keine Limits für Abhebungen. Details oder offizielle Bestätigungen für den Abfluss von Geldern gab es aber nicht.
Andere Steueroasen dürften von den Problemen Zyperns profitieren. Luxemburg verbat sich aber jeden Ratschlag, seinen riesigen Finanzsektor zurückzufahren. Dieser steht für das 20-fache der Wirtschaftsleistung und damit noch viel mehr als in Zypern. Die Kennziffer alleine tauge aber nicht zur fairen Beurteilung, teilte die Regierung des Großherzogtums mit. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte - angesprochen auf Beispiele wie Luxemburg oder Malta - Staaten mit einem großen Finanzsektor empfohlen, Risiken abzubauen: "Stärkt Eure Banken, repariert die Bilanzen und seid Euch im Klaren darüber, wenn Banken in Probleme geraten, kommen wir nicht automatisch, um sie zu lösen", hatte der Niederländer diese Woche gesagt.
Seitdem wird in Europa über die Frage gestritten, ob das Vorgehen zur Stabilisierung Zyperns als Modell für künftige Rettungsaktionen taugt. Die portugiesische Regierung schloss aus, dass es ähnliche Fälle geben werde, bei denen auch Bank-Kunden zur Kasse gebeten werden. "Zypern ist ein Einzelfall", hieß es in Lissabon, aber fast wortgleich auch in Deutschland. Andere Staaten wie Finnland hatten sich dagegen offen gezeigt, Sparer erneut in die Pflicht zu nehmen, um Banken zu sanieren.
Zyperns Zentralbank entließ inzwischen den Vorstandschef der Bank of Cyprus, Yiannis Kypri, wie ein Mitarbeiter des Instituts sagte. Bereits am Dienstag war der Verwaltungsratschef zurückgetreten. Der Branchenprimus soll künftig von einem Sonderverwalter geführt werden. Er soll den Umbau gewährleisten. Die Bank soll unter anderem Laiki-Teile übernehmen.
Ökonomen rechnen damit, dass weitere Euro-Länder Hilfen benötigen werden. Das erwarten 36 von 48 von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte. Als wahrscheinlichste Kandidaten für den Euro-Rettungsschirm ESM wurden Spanien und Slowenien genannt. Die Rating-Agentur Moody's hat unterdessen die EU-Regierungen vor einer Selbstüberschätzung bei der Bewältigung der Schuldenkrise gewarnt. Auch nach ihrem ungeschickten Vorgehen zur Rettung Zyperns seien die Politiker offenbar davon überzeugt, ein Übergreifen der Krise auf weitere Euro-Länder verhindern zu können, sagte Moody's-Experte Bart Oosterveld in einem Reuters-Interview. "Wir gehen davon aus, dass diese Zuversicht fehl am Platze sein könnte."