Urteil gefallen

Eltern kämpfen vor Gericht um Sperma ihres toten Sohnes, weil sie Enkel wollen

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In einem äußerst ungewöhnlichen Fall entschied das Oberste Gericht von Delhi, dass die Eltern eines verstorbenen Mannes das Sperma ihres Sohnes verwenden dürfen, um ein Enkelkind zu zeugen. 

Der Fall beschäftigt die indische Justiz bereits seit vier Jahren und sorgte für viel Diskussion. Nun liegt ein Urteil vor, das tiefgreifende ethische und rechtliche Fragen aufwirft.

Langer Kampf um das Erbe des Sohnes

Delhi, Indien. Der Fall begann im Jahr 2020, als der damals 30-jährige Preet Inder Singh, der ledig und kinderlos war, an einem Non-Hodgkin-Lymphom, einer Form von Blutkrebs, erkrankte. Auf ärztlichen Rat hin ließ er vor Beginn seiner Chemotherapie eine Samenprobe einfrieren. Diese Maßnahme war notwendig, da die Fruchtbarkeit durch die aggressive Behandlung oft stark beeinträchtigt wird. Laut Berichten der BBC verstarb Singh jedoch nur wenige Monate später trotz aller Bemühungen.

Nach seinem Tod wandten sich seine Eltern, Harbir Kaur und Gurvinder Singh, an das Krankenhaus, in dem ihr Sohn behandelt worden war, um das Sperma zu nutzen. Ihr Wunsch: Sie möchten ein Enkelkind durch die Samenprobe ihres verstorbenen Sohnes zeugen lassen. Ein derartiger Fall stellt in Indien jedoch eine rechtliche Grauzone dar, da es keine eindeutigen Gesetze zur Verwendung von Samen verstorbener Personen gibt. Es folgte ein langer und schwieriger Rechtsstreit, der nun vor dem Obersten Gerichtshof Indiens ein Ende fand.

Gericht spricht Eltern Recht zu

Nach vier Jahren der Unsicherheit entschied die Richterin Prathiba Singh zugunsten der Eltern. In ihrer Begründung führte sie an, dass Preet Inder Singh unverheiratet war und keine eigenen Kinder hinterließ, weshalb seine Eltern als seine rechtmäßigen Erben gelten. Zudem gebe es in Indien kein Gesetz, das die Verwendung von eingefrorenem Sperma nach dem Tod explizit verbiete.

"Wir haben unseren Sohn verloren, was für uns ein schwerer Schlag war. Doch das Gericht hat uns etwas sehr Wertvolles geschenkt – die Chance, in gewisser Weise ein Stück von ihm zurückzubekommen", erklärte die Mutter, Harbir Kaur, nach dem Urteil emotional.

Leihmutterschaft innerhalb der Familie geplant

Die Eltern planen nun, das Sperma ihres Sohnes für eine Leihmutterschaft zu nutzen. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass eine der Töchter der Leihmutter sein soll, um die Schwangerschaft innerhalb der Familie zu halten. "Es bleibt in der Familie", betonte Harbir Kaur gegenüber der Presse. In Indien sind Leihmutterschaften unter bestimmten rechtlichen Bedingungen erlaubt, wobei die strengen Vorschriften vor allem darauf abzielen, kommerzielle Leihmutterschaften zu verhindern.

Ethische Debatte und rechtliche Grauzonen

Der Fall löste in Indien eine intensive ethische und rechtliche Diskussion aus. Fragen nach der Verantwortung der Eltern, der Rechte des Verstorbenen und der Kinder, die aus einer solchen Entscheidung hervorgehen könnten, stehen im Raum. Das Urteil des Obersten Gerichts von Delhi hat nicht nur in der Öffentlichkeit (Indien) große Aufmerksamkeit erregt, sondern auch die bestehenden Gesetze und Regelungen in Bezug auf posthume Fortpflanzung auf die Probe gestellt.

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