Forscher aus Kanada wollen ein neues, riesiges, Ozonloch entdeckt haben. Kollegen der Forschergruppe haben aber Zweifel an der Entdeckung und sind skeptisch.
Qing-Bin Lu, Professor an der Universität von Waterloo in Ontario, Kanada, behauptet in seiner Untersuchung, dass dieses neue Ozonloch seit den 1980er Jahren besteht und im Gegensatz zum antarktischen Ozonloch das ganze Jahr über vorhanden ist. Das neue Ozonloch soll sich über den Tropen befinden.
"Die Tropen machen die Hälfte der Erdoberfläche aus und beherbergen etwa die Hälfte der Weltbevölkerung", so Lu. "Die Existenz des tropischen Ozonlochs kann eine große globale Besorgnis hervorrufen." Die tropischsten Regionen der Welt sind der Äquator und Teile Südamerikas, aber auch Teile Afrikas, Asiens und Australiens. Bei dem Ozonloch handelt es sich technisch gesehen nicht um ein "Loch", in dem kein Ozon vorhanden ist, sondern vielmehr um eine Region mit einer außergewöhnlich schwachen Ozonschicht.
Sonne kann auch gefährlich werden
Ozon befindet sich in der oberen Atmosphäre und absorbiert ultraviolette Strahlung, eine andere Art von Sonnenenergie, die für Menschen, Tiere und Pflanzen schädlich ist. "Der Abbau der Ozonschicht kann zu einer erhöhten bodennahen UV-Strahlung führen, die das Risiko von Hautkrebs und Grauem Star beim Menschen erhöhen, das menschliche Immunsystem schwächen, die landwirtschaftliche Produktivität verringern und sich negativ auf empfindliche Wasserorganismen und Ökosysteme auswirken kann", so Lu.
Lu und sein Team haben dieses jüngste Ozonloch identifiziert, indem sie die durchschnittlichen jährlichen Ozonveränderungen und die Temperaturveränderungen der letzten Jahrzehnte untersucht haben.
Doch es gibt auch Kritik an der neuen Entdeckung. So meint etwa Dr. Marta Abalos Alvarez aus Madrid: "Meiner Meinung nach fehlt es dem Artikel an wissenschaftlicher Strenge, um ein zuverlässiger Beitrag zu sein. Er enthält viele Argumente mit schwerwiegenden Fehlern und unbewiesenen Behauptungen, die im Widerspruch zu früheren Ergebnissen stehen, die bewiesen sind. Der Ozonabbau in den Tropen ist nichts Neues und ist hauptsächlich auf die Beschleunigung der Brewer-Dobson-Zirkulation zurückzuführen", so die Forscherin in der Abteilung für Erdphysik und Astrophysik.