Der Gesundheitsminister wehrte sich gegen Kritik an unzureichender Information.
Mehrere Menschen sollen in Kroatien Vergiftungen durch den Konsum kohlensäurehaltiger Getränke - darunter auch Mineralwasser - erlitten haben. Zuletzt berichteten Medien am Dienstag von einem jungen Mann aus Rijeka, der schwere Verätzungen der Speiseröhre davontrug, nachdem er Mineralwasser der österreichischen Marke Römerquelle getrunken hatte. Coca-Cola zog am Mittwoch auf Anordnung der staatlichen Aufsichtsbehörde verdächtigte Produkte vorübergehend aus dem Verkehr.
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"Einzelfall"
Dabei handelt es sich um eine Charge von Coca-Cola Original Taste und zwei limitierten Serien von Römerquelle "Emotion Heidelbeere-Granatapfel" in der 330ml-Glasflasche, wie das Unternehmen laut Medien mitteilte. Einzelne Geschäfte und Lokale haben schon vor dieser Entscheidung begonnen, die betroffenen Getränke aus ihren Verkaufsregalen zu entfernt. Die größte kroatische Handelskette Konzum hat vorsichtshalber gar alle Coca-Cola-Produkte aus dem Verkauf genommen.
Das betroffene Getränk von Römerquelle ist nicht am österreichischen Markt erhältlich, betonte Coca-Cola Österreich am Mittwoch. Das Produkt Römerquelle "Emotion Heidelbeere-Granatapfel" in der 330ml Glasflasche sei für den kroatischen Markt hergestellt worden. Laut dem Statement hat Coca-Cola Österreich die österreichischen Behörden über eine gründliche interne Untersuchung detailliert informiert, deren Analyse keinerlei Probleme in der Abfüllung aufgezeigt hat. Darüber hinaus hat das Unternehmen Proben an ein unabhängiges, akkreditiertes Labor zur weiteren Prüfung geschickt. Seitens der österreichischen Behörden wurden heute zusätzlich entsprechende Proben am Produktionsstandort im Burgenland genommen, um die Sicherheit zu bestätigen. "Wir befinden uns in einem engen Austausch mit dem Betrieb, der zuständigen Lebensmittelbehörde und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), um den Sachverhalt zu klären", betonte das Gesundheitsministerium auf APA-Anfrage.
Die kroatischen Behörden haben am Mittwochabend an das europäische Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel (RASFF) eine Information übermittelt, welche aber noch keine weiteren Anhaltspunkte über eine tatsächliche Quelle der Erkrankungen enthält. Die EU-Mitgliedstaaten werden lediglich über die Thematik kurz informiert. Das RASFF-System ermögliche den Behörden der EU-Mitgliedstaaten rasch und koordiniert auf gesundheitliche Gefährdungen durch Lebens- und Futtermittel zu reagieren, informierte das Gesundheitsministerium.
Unterdessen gab es Berichte über weitere neue Fälle aus anderen Städten quer durch Kroatien. In Split suchte eine Mann medizinische Hilfe auf, nachdem er Mineralwasser in einem Café getrunken hat. In der dalmatinischen Stadt soll es bereits Mitte Oktober einen ähnlichen Fall gegeben haben. Auch aus Karlovac, einer Stadt in Zentralkroatien, wurde von einem Verdachtsfall berichtet. Die betroffene Person soll ein Römerquelle-Produkt konsumiert haben, hieß es. Ein Patient, der am Dienstagabend im Spital in Varaždin wegen leichteren Schleimhautschädigungen im Rachen behandelt wurde, gab an, Römerquelle getrunken zu haben, wie im Spital bestätigt wurde.
Bei allen Verletzten bestand der Verdacht auf chemisch bedingte Schleimhautverletzungen. Die Behörden gaben an, dass neben dem schwer verletzten jungen Mann sechs weitere Verdachtsfälle in der Hauptstadt Zagreb und in Varaždin bekannt seien, eine Untersuchung läuft. Der kroatische Gesundheitsminister Vili Beroš versicherte, dass man die Situation unter Kontrolle habe. "Es gibt keinen Grund zur Panik, aber es ist Vorsicht geboten", sagte der Minister bei einer Pressekonferenz am Mittwochvormittag.
Bei den anderen Betroffenen, die in Zagreb und Varaždin die Notaufnahme aufgesucht haben, wurden leichtere Verletzungen der Schleimhaut diagnostiziert, niemand musste stationär im Krankenhaus behandelt werden. Laut dem Gesundheitsminister konnte man bisher in zwei von diesen Fällen eindeutig eine Verbindung mit dem Konsum von Getränken feststellen, bei den anderen wird noch ermittelt. Nach Angaben aus dem Zagreber Unispital schloss man mittlerweile in drei weiteren Fällen einen Zusammenhang mit Getränken aus.
Die kroatische Coca-Cola-Tochter bestätigte am Dienstag, dass der Fall in Rijeka mit einer Römerquelle-Glasflasche in Verbindung stehe. Das Unternehmen sprach zunächst von einem "Einzelfall" und wolle mit den Behörden bei der Untersuchung kooperieren.
Kroatische Behörden leiteten eine Untersuchung ein, neben den Gesundheitsbehörden wurde auch die Polizei eingeschaltet. Am Dienstag entnahm die Sanitärinspektion in Rijeka insgesamt 16 Proben für Analysen. Die Ergebnisse stehen noch aus. Mittlerweile gibt es Spekulationen, dass die Kontaminierung der Getränke die Folge eines Fehlers bei der Reinigung der Produktionslinie sein könnte.
Der Gesundheitsminister wehrte sich gegen Kritik an unzureichender Information. Man müsse etwaige Verbindungen feststellen, aber die Bevölkerung nicht verängstigen, sagte er. "Sobald ein bestimmter Zusammenhang hergestellt ist, wird die Öffentlichkeit informiert und bis dahin wird empfohlen, Wasser zu trinken", fügte Beroš hinzu. Die Behörden wurden kritisiert, weil die Öffentlichkeit erst am Dienstag über den Vorfall informiert wurde, während sich der Fall in Rijeka bereits am Samstag ereignet hatte. Der junge Mann hatte nach einigen Schlucken Mineralwassers Beschwerden. Er wird nach wie vor im Krankenhaus behandelt, sein Zustand sei stabil, hieß es.
Über einen ähnlichen Fall in Rijeka wurde bereits im Mai berichtet. Ein Mann erlitt damals ebenfalls Verätzungen der Speiseröhre, nachdem er in einem Restaurant ein Mineralwasser konsumiert hat.