Vulva-Shaming: Was steckt dahinter?

14.09.2022

Eine immer stärker werdende Bewegung und wachsende Community, die sich für Body-Positivity, sexuelle Selbstbestimmung, Selbstliebe und Individualität einsetzt, fordert das Ende von Vulva-Shaming.

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© Gettyimages / vvmich
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Doch was versteht man eigentlich darunter? 

Vulva-Shaming ist gleichzusetzen „mit der Unterdrückung der Frau und vor allem der Unterdrückung weiblicher Lust“, so Frauenärztin Dr. med. Regina Widmer. Im Rahmen ihrer frauenärztlichen Tätigkeit, aber auch in speziellen Lust-Kursen zum Thema Sexualität und Intimität, hat sie viele Frauen kennengelernt.

Erschreckend sei, dass kaum eine Frau ihre Vulva wunderschön findet. Viele Frauen empfinden sogar das Gegenteil, wenn sie an ihre Geschlechtsorgane denken: pure Abneigung. 

Was zählt zu Vulva-Shaming?

Auch Hilde Atalanta, nicht-binäre Illustrator*in und Maler*in aus Amsterdam, hat für künstlerische Arbeiten mit vielen Menschen gesprochen und berichtet über ähnliche Erfahrungen. „Gefühle wie Ablehnung gegen die eigene Vulva können zu Unsicherheiten, Schamgefühl und Angst vor freier Intimität in Beziehungen führen.

Diese Negativität beeinträchtigt oft das Selbstwertgefühl und führt nicht selten zu Depressionen. Es kann sogar bis zu einem Punkt kommen, wo die eigene Vulva nicht mehr angesehen oder berührt wird. Dann ist Sex unmöglich und Beziehungen zerbrechen”, so Atalanta.  

Das "perfekte" Bild einer Vulva

Um aus dieser unsicheren Phase herauszukommen, entscheiden sich manche Frauen auch für eine korrigierende Vulva-Chirurgie. In den letzten Jahren sind die Anfragen nach Vulva-OPs um rund 25 Prozent gestiegen.

Ein belastetes Verhältnis zum eigenen Körper kann aber nicht nur den Wunsch nach einem chirurgischen Eingriff hervorrufen, sondern zudem psychische Probleme entwickeln.

„Vulva-Shaming kann nicht nur die psychische Gesundheit angreifen, sondern auch Ursache für selbstzerstörerisches Verhalten sein, von etwa ungeschütztem Sex bis hin zu Selbstmordgedanken. Es ist so frustrierend, dass so viele unter den falschen Vorstellungen, wie eine Vulva auszusehen hat, leiden müssen. Und das zusätzlich zu all den anderen Unsicherheiten rund um Erwachsenwerden, Körper, Sex, Identität und Intimität. Offen darüber zu sprechen ist leider nicht üblich und fällt vielen schwer“, führt Hilde Atalanta weiter aus. Die Künstler*in möchte mit dem Projekt „The Vulva Gallery“ entgegenwirken und einen Beitrag dazu leisten, die natürliche Vielfalt, Fülle und Pracht von Vulvas öffentlich zu präsentieren und zu feiern.

 

Viva la Vulva! Wie kann Shaming zur Appreciation werden?

Keine Vulva gleicht der anderen. Also, wie kann es dann überhaupt ein Ideal geben? In den Kursen der Frauenärztin lernen Frauen, sich mit ihrer Vulva, Vagina und Sexualität auseinanderzusetzen und ihre Intimität neu zu definieren.

Nicht nur in den Praxen, sondern auch in den Medien findet ein Diskurs zu Diversität und Body-Positivity statt. So bespricht etwa die 17-Jährige Aimee (Aimee Lou Wood) in der erfolgreichen Netflix-Serie „Sex Education“ ihre asymmetrische Vulva mit Beziehungs- und Sextherapeutin Jean Milburn (Gillian Anderson).

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