Was hierzulande eine Selbstverständlichkeit darstellt, gilt in anderen Kulturen als anstößig und obszön.
Das Eis im Sommer ist für viele ein fester Bestandteil im Tagesprogramm. Die Kühlung von Innen kombiniert mit den herrlichen Geschmacksrichtungen, ist für die meisten kaum wegzudenken. Doch in anderen Kulturen ist der öffentliche Konsum von Speiseeis keine Selbstverständlichkeit, gilt sogar als vulgär und obszön, wie aus einer Kolumne von Mohamad Alkhalaf für die "Süddeutsche Zeitung" hervorgeht.
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Darin berichtet er von einem Treffen mit Ibrahim, der plötzlich unruhig wird, nachdem sich zwei Frauen mit einem Waffeleis neben ihnen auf eine Parkbank gesetzt hatten. Auch dem Autor sei es früher so ergangen. "Es ist ja noch nicht lange her, da hätte mir diese Situation erhebliche Schwierigkeiten bereitet.", schreibt er in der Kolumne. "Nun wurde der Kopf meines neu angekommenen Kumpanen zum Erdbeereis."
Bananen und Karotten sollten in Scheibchen geschnitten werden
In Syrien, so Alkhalaf, habe er es wie jeder Mann und jede Frau vermieden, in der Öffentlichkeit Eis zu essen - vor allem nicht in der Waffel. Dort wird ein solches Verhalten als vulgär und obszön betrachtet. Auch Bananen und Karotten sollten vor dem Verzehr in Scheibchen geschnitten werden. Grundsätzlich sollten alle Speisen, "die als phallisch geformt angesehen werden könnten", nicht in der Öffentlichkeit konsumiert werden, da dies "als provokant und anstößig empfunden" werden. Vor allem von Frauen wird in den eher konservativen Ländern erwartet, sich an diese Benimm-Regeln zu halten.
Sollte man in Syrien dennoch Lust auf Eis haben, "kauften wir im Falle einer Speiseeisvertilgung eine große Box für die Familie, nahmen das Eis mit nach Hause, schlossen die Tür - und ließen es uns schmecken.", schreibt Alkhalaf über seine früheren Erlebnisse.
Autor legt Zuwanderern nahe, sich daran zu gewöhnen
Zuwanderern legt er nahe, sich daran zu gewöhnen, dass in Deutschland eben Eis in der Öffentlichkeit gegessen wird.