Coronavirus

7.500 Corona-Verdachtsfälle an unseren Schulen

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Weil Corona-Tests zu lange dauern, wird es auch in den Schulen chaotisch - Minister Faßmann im ÖSTERREICH-Interview: ''Viel zu viel Bürokratie bei Testungen.''

Wien. Sogar dem gedul­digen Bildungsminister Heinz Faßmann hat es gereicht. Weil vor allem in Wien der Corona-Notruf 1450 heillos überlastet ist, hat er – zusammen mit SPÖ-Stadtrat Peter Hacker – eigene Gurgeltests für die Wiener Schulen gestartet. Ziel: Ergebnis in maximal 24 Stunden soll das Quarantäne-Chaos zumindest mildern.
 
Ein ÖSTERREICH-Rundruf in den Ländern ergibt: Das Modell kommt keine Sekunde zu früh – die Verdachtsfälle an Schulen gehen inzwischen in die Tausende, konkret sind es fast 7.500 Fälle in den sieben größeren Bundesländern, die vor allem bei den Schulleitern für Stress sorgen: Kinder müssen „abgesondert“, Kontaktpersonen schnell gestestet werden.
 
  • In Wien meldet der Stadtschulrat bereits 3.100 Verdachtsfälle – das ist der höchste Wert. Derzeit sei es so, dass jeder zwölfte Fall dann auch tatsächlich positiv auf Corona getestet werde – das wären 260.
  • In Niederösterreich wurden immerhin rund 1.000 Verdachtsfälle registriert. Allein in der vergangenen Woche wurden 90 Schüler und 10 Lehrer positiv auf Corona getestet.
  • In Oberösterreich gab es knapp 1.500 Verdachtsfälle – 12 Schülerinnen und Schüler sowie 5 Lehrkräfte an 16 Standorten wurden aktuell positiv getestet.
  • In der Steiermark gab es knapp 400 Verdachtsfälle – 37 Schüler und 6 Lehrer waren positiv.
  • Tirol meldet gleich 1.000 Verdachtsfälle – auch hier steht das Testsystem längst an der Kippe.
  • Salzburg hat laut Bildungsdirektion 105 Verdachtsfälle. Positiv getestet wurden seit Schulstart bisher 40 Kinder.
  • Kärnten registrierte 224 Verdachtsfälle – 7 Lehrer sowie 12 SchülerInnen wurden positiv getestet.

Faßmann: "Viel zu viel Bürokratie bei Testungen

ÖSTERREICH: Die Berichte  über Chaos bei Corona-Verdachtsfällen an Schulen häufen sich. Läuft es so, wie Sie es sich vorstellen?
 
Heinz Faßmann: Nein. Ich sage es unumwunden: Es gibt Verbesserungspotenzial, wie die Gesundheitsbehörden mit 1450, den Verdachtsfällen und Kontaktpersonen umgehen. Wir haben daher am Dienstag gemeinsam mit der Stadt Wien eine Initiative gestartet. Die von uns gestellten mobilen Teams und Laborkapazitäten testen die Verdachtsfälle und die Kontaktpersonen mit schmerzfreien Gurgeltests. Kinder, Eltern und Lehrkräfte bekommen jetzt deutlich schneller Bescheid.
 
ÖSTERREICH: Sind die in Wien von Ihrem Ressort durchgeführten Gurgeltests das, was es von Anfang an bundesweit gebraucht hätte? Und gibt es Verbesserungspotenzial?

Faßmann: Das Programm läuft sehr gut. Die Schulen sind dankbar und haben das Gefühl, jetzt kümmert sich jemand um sie. Und was das Verbesserungspotenzial betrifft: Wir haben zu viel ­Bürokratie im System. Die Direktoren müssen sehr ­viele Formulare auch im Auftrag der Gesundheitsbehörden ausfüllen. Da sollten wir kritisch überprüfen, wie viel Bürokratie es wirklich braucht. 
 
ÖSTERREICH: Das Bildungsministerium kann in Sachen Testungen an sich nicht von sich aus tätig werden. Wundert es Sie, dass keine Gesundheitsbehörde früher auf Sie zugekommen ist – angesichts ihrer Laborkapazität?
 
Faßmann: Ich habe auch früher schon diesbezüglich Ambitionen gezeigt und ­Gespräche geführt. Unsere Wissenschaftler sagen seit dem Frühjahr, dass man mit der Gurgelmethode zu den gleichen validen Ergebnissen wie bei Standard-PCR-Tests kommt. Manchmal tut sich das Neue eben schwer, das Alte zu überzeugen. 
 
ÖSTERREICH: Am Freitag wurden bei der Corona-Ampel zehn weitere Bezirke auf Orange geschaltet – die Schulen bleiben gelb. Warum zwei unterschiedliche Systeme?

Faßmann: Die Ampel ist ein Transparenzinstrument, an dem die Menschen die regionale Risikosituation ablesen können. Ich halte das für eine sehr wertvolle Information. Letztlich sind die politischen Entscheidungen, wie wir im Bildungssystem damit umzugehen haben, aber nicht automatisch an die Ampelschaltung geknüpft. Ich halte mich hier an die Empfehlungen der Corona-Kommission. Es geht außerdem auch darum, wie die spezifische Infektionslage an den Schulen ist. Denn Cluster etwa bei Hochzeiten sind für Schulen mäßig relevant. 
 
ÖSTERREICH: Gesetzt den Fall, eine größere Zahl von LehrerInnen muss in Quarantäne. Wird für solche Eventualitäten vorgesorgt?
 
Faßmann: Zum einen ist es unser Ziel, durch schnelles Testen nicht notwendige Quarantänen zu vermeiden. Zum anderen planen wir einen Pool an Lehrkräften in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen für den Notfall aufzubauen. Damit könnten wir bei Bedarf an einem Standort für Ersatz sorgen, bis Krankenstand oder Quarantäne vorüber sind. 
 
ÖSTERREICH: Empfehlen Sie angesichts der aktuellen Infektionslage, heuer überhaupt Skisportwochen abzuhalten?
 
Faßmann: Meine Empfehlung lautet, genau zu prüfen. Skikurse sollen nur dann angesetzt werden, wenn man die Möglichkeit hat, auch unmittelbar vor Antritt zu stornieren, ohne weitere Kosten tragen zu müssen. Da geht es um Flexibilität.

Interview: K. Fischer
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