Es drohe eine Katastrophe, die neben dem wirtschaftlichen Schaden unendlich viel menschliches Elend bedeuten werde, schreibt ein Experte der Uni Innsbruck in einem offenen Brief an Minister Faßmann.
Wissenschafter sprechen sich für eine Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Epidemie in Österreich aus. Notwendig sei etwa die Einführung einer Schutzmaskenpflicht im öffentlichen Raum und ein striktes Durchsetzen des "Social Distancing", appelliert der Quantenphysiker Hanns-Christoph Nägerl von der Uni Innsbruck in einem Offenen Brief an Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP).
Die von der Bundesregierung gesetzten Maßnahmen würden "nur halbherzig umgesetzt und eingehalten. Es droht eine Katastrophe, die neben dem wirtschaftlichen Schaden unendlich viel menschliches Elend bedeuten wird", so Nägerl, der auf APA-Anfrage betont, dass seine Aktion mit dem Quantenphysiker Jörg Schmiedmayer von der Technischen Universität (TU) Wien und dem Mathematiker Norbert Mauser von der Uni Wien akkordiert ist und hofft, dass "viele Kollegen darauf reagieren werden".
Mauser betont in einem Mail, dass Ärzte und Pfleger "Übermenschliches leisten, da dürfen die Maßnahmen für alle ruhig verschärft werden". Er kritisiert, dass die Regierung noch keine Nachschärfung der Maßnahmen verkündet habe, "inbesondere die längst überfällige Masken-Pflicht".
Die Wissenschafter sehen in den asiatischen Ländern ein Vorbild, etwa beim Tragen von Schutzmasken. Dies mache die Ansteckung schwieriger und verlangsame damit die Ausbreitung, "und noch wichtiger, es führt uns zu Bewusstsein dass wir die Aufgaben haben andere zu schützen", so Schmiedmayer.
Nägerl fordert weiters, dass Wachpersonal etwa in Supermärkten darauf achtet, dass "Social Distancing" eingehalten und Verstöße bestraft werden. Für den Physiker sollte auch eine allgemeine Ausgangssperre, wie sie in Wuhan durchgesetzt wurde, "ernsthaft in Betracht gezogen werden" - nur so könne die Pandemie in den Griff bekommen werden. "Lieber ein kurzer und schmerzhafter Shutdown, als eine ewige Litanei, die uns wirtschaftlich und menschlich viel teurer kommen wird", so Nägerl.
Auch der Mathematiker Peter Markowich von der Uni Wien meint in einem Mail an den Wissenschaftsminister, dass "wir bereits zu viel Zeit verloren haben", und appelliert an ihn, entsprechend auf die Bundesregierung einzuwirken.