Coronavirus

Adaptierter Impfstoff sollte BA.2-Antigen enthalten

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BioNTech-Wissenschafter identifizierten potenziell optimale Zusammensetzung neuer Vakzine

Ein gegen SARS-CoV-2/Omikron effektiver wirkender Impfstoff gegen Covid-19 sollte - neben den ursprünglich verwendeten Antigenen (Wild-Typ/Wuhan) - am besten ein Antigen des Omikron-Subtyps BA.2 enthalten. Damit kann nämlich auch ein Schutz gegen BA.4 und BA.5-Subtypen der Covid-19-Erreger erreicht werden. Das haben Wissenschafter des mRNA-Vakzine-Entwicklers BioNTech (Mainz) jetzt in einer wissenschaftlichen Arbeit geklärt.

Alexander Muik und die Co-Autoren von dem deutschen Biotech-Unternehmen, das zusammen mit dem US-Konzern Pfizer durch die Entwicklung der ersten mRNA-Vakzine gegen Covid-19 den Durchbruch geschafft haben, veröffentlichten ihre Arbeit als Preprint (DOI:10.1101/2022.08.02.502461) noch vor der Peer-Review-Begutachtung durch Fachkollegen.

Virus-Neutralisationspotenzial  

Die Wissenschafter führten umfangreiche Tests auf das Virus-Neutralisationspotenzial von Plasmaproben (Antikörper) nach Impfung und/oder Durchbruchsinfektionen durch. Eine Haupterkenntnis, wie die deutsche Pharmazeutische Zeitung am Mittwoch online berichtete: "Wer mit dem mRNA-basierten Coronaimpfstoff 'Comirnaty' (BioNTech/Pfizer) grundimmunisiert ist und danach an einer Omikron-BA.1-Durchbruchinfektion erkrankt, entwickelt in der Folge eine starke Serumneutralisierungsaktivität gegen die Omikron-Varianten BA.1 und BA.2 sowie gegen frühere besorgniserregende SARS-CoV-2-Varianten (VOC). Gegen die hochansteckenden Omikron-Sublinien BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 schützt eine Omikron-BA.1-Durchbruchinfektion jedoch kaum."

Dies sei verständlich, weil BA.2.12.1, BA.4 und BA.5 bezüglich ihrer Proteine (Antigene) nur eine geringe Nähe zu BA.1 hätten. Die drei Virusvarianten seien offenbar aus BA.2-Viren durch Mutation entstanden. Dies lege nahe, dass Patienten, die eine BA.2-Durchbruchinfektion durchgemacht hätten, auch einen gewissen Schutz gegen die Omikron-Varianten BA.2.12.1 und BA.4/BA.5 aufbauen. Die Wissenschafter testeten diese Hypothese, die sich schließlich als richtig herausstellte.

Der Grund für die bessere Kreuzreaktivität nach einer Infektion mit BA.2 liegt offenbar darin, dass die Betroffenen speziell Antikörper gegen ein Ende des Spike-Proteins (N-terminale Domäne) bilden, die bei BA2, BA.4 und BA.5 ähnlich aufgebaut, also "konserviert" ist. Eine BA.1-Durchbruchinfektion nach Impfung hingegen führt hauptsächlich zu Antikörpern gegen die Rezeptor-Bindungsteile des Spike-Proteins. Diese aber unterscheiden sich stark zwischen BA.1, BA.4 und BA.5, was kaum zu einer Kreuzimmunität führt.

"Diese Ergebnisse sind von großer Bedeutung für die Entwicklung von an Omikron angepassten Impfstoffen und legen nahe, dass ein angepasster Impfstoff eventuell besser eine BA.2- als eine BA.1-Komponente enthalten sollte", hieß es in der deutschen Apothekerzeitschrift. Die in den kommenden Monaten wahrscheinlich auf den Markt kommenden adaptierten Covid-19-Vakzine werden wohl alle zumindest zwei Antigenkomponenten enthalten: eine gegen den ursprünglichen SARS-CoV-2-Wild-Typ und eine, welche gegen die aktuell zirkulierenden Varianten schützen.

Erst vor wenigen Tagen haben Wissenschafter des Zentrums für Virologie der MedUni Wien in einer Publikation in "Frontiers of Immunology" gezeigt, dass eine alleinige Infektion mit BA.1 oder BA.2 jeweils nur eine sehr "enge" Immunreaktion gegen den jeweils für die Erkrankung verantwortlichen Virus-Subtyp hervorruft. Im Endeffekt unterstützten auch diese Forschungsergebnisse den Plan, in zukünftigen Vakzinen sowohl SARS-CoV-2-Wild-Typ-Antigene als auch solche von Omikron aufzunehmen. Laut den BioNTech-Wissenschaftern offenbar am ehesten Antigene des BA.2-Subtyps.

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