"Glaubt nicht, was die Politiker sagen", hörten Dutzende AKH-Mitarbeiter bei einem Hygiene-Krisentreffen: Es gibt zu wenig Schutzmasken, zu wenig Handschuhe für die aktuelle Coronavirus-Krise.
"Wir fahren einem Versorgungs-Notstand entgegen", sagte eine AKH-Mitarbeiterin in ihrer WhatsApp-Sprachnachricht, die sie nach dem Krisentreffen ausgesandt hat. Sie stand noch unter dem Eindruck der eben gehörten Fakten: "Sofort war Unruhe unter dem Personal. Die Verantwortlichen haben versagt, sie haben viel zu spät reagiert. Im Klartext: Wir haben ganz wenige Masken im Haus." Derzeit hätten die Mitarbeiter nur eine Schutzmaske pro Tag, aber die würden "jetzt auch ausgehen, auch in den anderen Wiener Spitälern".
Hacker kontert: "Haben genug Schutzausrüstung"
Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) kontert den Vorwürfen und beruhigt: "Wir haben genug Schutzausrüstung." Es gebe eine Millione Schutzhandschuhe, 45.000 hochwertige Schutzmasken und 17.000 Schutzanszüge, beteuert Hacker. "Das AKH ist für alle Eventualitäten gut ausgerüstet", betont er. Der Hygieneexperte habe die Situation überzeichnet.
Keine Schnelltests im AKH für Kontaktpersonen?
Die Stimmung beim medizinischen AKH-Personal war nach diesen News "sehr schlecht", berichtete die technische Assistentin: "Uns wurde da ja einfach gesagt: ,Ihr müsst euch selbst schützen, ihr müsst eben Abstand halten'. Wie soll das gehen?" Auch die Handschuhe gehen jetzt aus, hörte die Mitarbeiterin: "Das muss man sich vorstellen . . . Da stellt's einem die Ganslhaut auf. Das AKH hätte ja die Verpflichtung, uns als Mitarbeiter zu schützen."
Auch die Desinfektionsmittel würden bereits knapp werden, eine Herstellung im AKH selbst sei aktuell unmöglich. "Das war sehr negativ, wir sind alle ratlos, wie das weitergehen kann. Wir bekommen auch keine Coronavirus-Schnelltests, obwohl wir Kontaktpersonen sind. Die gibt's nur für 'Systemerhalter'. Die Dunkelziffer an Infizierten wird bei uns im AKH schon sehr hoch sein."
Für "die große Welle" wurden jetzt Teams gebildet: "Hoffentlich gibt's einen guten Plan. Ich hab mich jedenfalls furchtbar geärgert, vor allem über dieses Schönreden der Situation. Nix haben die 'unter Kontrolle'. Wir bekommen einfach nicht die Schutzausrüstung, die wir brauchen."
Die Schuld für die gefährliche Misere wurde bei diesem Krisentreffen "an die politischen Entscheidungsträger" weitergereicht, die hätten "zu spät gehandelt". Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meinte in einer ersten Stellungnahme: "Ich sage schon seit Tagen, dass wir Nachschub aus Deutschland brauchen, das war kein Scherz. Der Wiener Krankenanstaltenverbund ist der Träger mit den meisten Reserven. Ich kann auch den Frust dieser Mitarbeiterin gut verstehen."
Richard Schmitt