Hochrechnung der Uni Göttingen

Alarmierende Studie: Sind 94 % der Corona-Fälle unentdeckt?

08.04.2020

Was viele Mediziner längst vermutet haben, zeigt nun auch eine Studie der Uni Göttingen (D): Die tatsächliche Zahl der Infizierten ist weit höher, weltweit dürften nur 6 % aller Fälle bekannt sein.

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"Unsere Ergebnisse bedeuten, dass Regierungen bei der Interpretation der Fallzahlen äußerste Vorsicht walten lassen müssen", betont der Autor der Studie, Sebastian Vollmer. Eine Aussage, die auch bei Österreichs Bundesregierung und auch beim Einsatzstab in Wien alle Alarmglocken schrillen lassen müsste: Immerhin wird genau mit dem Rückgang der Fallzahlen das frühe "Comeback" der ganzen Wirtschaft begründet, obwohl sehr, sehr wenig getestet wird. So wurden in der 1,9-Millionen-Einwohner-Stadt Wien bisher lediglich 23.000 Personen getestet, also etwa jeder 82. Wiener.

Und der Experte der Uni Göttingen sagt auch: "Extreme Unterschiede in Umfang und Qualität der in den verschiedenen Ländern vorgenommenen Tests bedeuten, dass die offiziellen Fallzahlen keine hilfreichen Informationen liefern." Und ein weiteres Problem in der Risiko-Einschätzung haben schon andere österreichische Mediziner erkannt: "Wird wenig getestet, gibt's logischerweise auch weniger Fälle. Das sei so, wie wenn die Polizei plötzlich nicht mehr die Tempolimits kontrolliert - und dann meint, es gibt nur noch ganz wenige Raser."

Die Forscher der Universität Göttingen warnen jetzt jedenfalls davor, dass sich am Coronavirus weltweit bereits mehr als zehn Millionen Menschen angesteckt haben könnten, ohne dass diese Infizierten in einer Statistik auftauchen. Die bisher offizielle Zahl der Corona-Fälle: 1,44 Millionen (Quelle: Johns Hopkins University). Fazit der Studienautoren: Weltweit werden nur etwa sechs Prozent der Corona-Infektionen erfasst.

Datenqualität in den Ländern schwankt

Wie kommen die deutschen Experten zu diesem Ergebnis? Sie nutzten für ihre Hochrechnungen ein Paradoxon in der aktuellen Pandemie, berichtet das deutsche Magazin "Der Spiegel": Die Sterberate weicht zwischen den einzelnen Nationen deutlich ab, ebenso die Zeit, die vom Erkennen der Infektion bis zum Tod der Patienten verstreicht. Ein Großteil dieser Abweichungen dürfte sich dadurch erklären lassen, dass die Datenqualität stark schwankt.

Für Italien könnte man davon ausgehen, dass nur 3,5 % der Infektionen entdeckt worden sind, in Spanien nur 1,7 %, in Deutschland jedoch schon 15,6 %. Auch US-Forscher haben bereits davor gewarnt, dass die tatsächlichen Fallzahlen viel höher liegen dürften: Sie kalkulieren zu jedem entdeckten Corona-Fall zehn weitere. Für Österreich würde das bedeuten, dass bereits 128.000 Infizierte das hoch ansteckende Virus weiter verbreiten könnten.

Quelle: Uni Göttingen

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