So geht ihm zwei Wochen nach Impfung
Corona-Arzt Christoph Wenisch: ''Mein Impf-Tagebuch''
10.01.2021Mediziner Christoph Wenisch hat täglich Kontakt mit bis zu 70 Covid-Patienten.
Es war ein historischer Tag: Am 27. Dezember 2020 wurden die ersten Menschen in Österreich gegen Corona geimpft. Einer davon war Infektiologe Christoph Wenisch. Als die Nadel das Mittel in seinen Körper presste, war im Hintergrund Ludwig van Beethovens Ode an die Freude zu hören. Wenisch, Vorstand der Infektionsabteilung am Klinikum Favoriten, formte mit seiner rechten Hand das Siegeszeichen – das symbolische Bild ging um die Welt.
"Belastungsfähigkeit ist noch immer voll da"
Heute, Sonntag, sind seitdem genau zwei Wochen vergangen. Wenisch führt seit der ersten Teilimpfung ein Impftagebuch auf Twitter. In Kurzvideos misst er seine Körpertemperatur: „Fieber habe ich keines, es geht mir wirklich gut.“ Immer wieder, auch im Gespräch mit ÖSTERREICH, fällt der Satz: „Beschwerden habe ich keine.“
Der Topmediziner spult regelmäßig sein Sportprogramm ab – er trainiert täglich bis zu zwei Stunden lang für einen Triathlon. „Die Belastungsfähigkeit ist noch immer voll da. Die Impfung hat mir nichts genommen“, sagt er im Interview.
In einer Woche bekommt Wenisch den zweiten Teil der Impfung, dann ist er zu 95 Prozent sicher vor einer Infektion.
Christoph Wenisch: "Es ist eine große Erleichterung eingetreten"
ÖSTERREICH: Vor zwei Wochen wurden Sie geimpft – leben Sie jetzt sorgenfreier?
Christoph Wenisch: Es ist eine große Erleichterung eingetreten. Ganz sorgenfrei ist man nicht, aber man kann beruhigt der Arbeit mit zwei Ansteckungsquellen nachgehen: Einerseits haben wir etwa 70 Corona-Patienten bei uns im Pavillon – und auch das Personal ist eine Infektionsquelle. Für mich ist das Thema jetzt hoffentlich vorbei.
ÖSTERREICH: Haben Sie jemals irgendwelche Folgewirkungen gespürt?
Wenisch: Absolut gar nichts. Das ist auch nicht zu erwarten. Das, worüber wir uns am meisten sorgen, ist, dass man weiß: Pro einhunderttausend Impfungen gibt es eine allergische Reaktion. Das erkennt man sofort nach der Impfung. Das ist ein akuter Notfall, bei dem sofort reagiert werden muss. Im Krankenhaus tun wir uns da leicht, da haben wir die Ressourcen. Wenn so ein Problem in einem Pflegeheim auftritt, ist es schwieriger. In Österreich ist so ein Fall noch nicht aufgetreten.
ÖSTERREICH: Hätten Sie die Wahl gehabt zwischen der Biontech- und der kommenden Moderna-Impfung, welche würden Sie nehmen?
Wenisch: Ganz einfach: die Erste, die es gibt. Da geht es einfach um die Zeit. Beide Impfstoffe sind wunderbar. Je schneller man diese Sorgen los ist und die Erleichterung spüren kann, desto besser ist es.
ÖSTERREICH: Was ist Ihr bestes Argument, mit dem Sie Impfverweigerer konfrontieren?
Wenisch: Langfristig hat jeder von uns eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass er sich ansteckt. Natürlich gibt es auch gewisse Risiken bei der Impfung. Aber sie reduziert die Chance einer Erkrankung um 95 Prozent. Das muss jeder für sich abwägen. Man kann sich auch für die Krankheit entscheiden. Das ist ja erlaubt. Ich persönlich habe damit kein Problem.(pom)