Schwangere, Kinder oder Krebskranke können nicht gegen Corona geimpft werden.
Die SARS-CoV-2 Impfstoffe, die vor der Zulassung stehen, wurden an Zehntausenden Personen getestet und haben eine vergleichbare Wirksamkeit zu anderen Vakzinen, erklärten Experten am Donnerstag vor Journalisten. Sie wären auch für ältere Menschen mit Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) geeignet. Schwangere, Krebskranke, Leute mit geschwächtem Immunsystem und Kinder waren nicht in die klinischen Studien eingeschlossen und dürften daher nicht geimpft werden, sagten sie.
"Impfungen sind eine präventive Maßnahme und werden an gesunde Personen verabreicht. Daher sind die Anforderungen an die klinischen Studien besonders hoch und schließen über 10.000 Probanden ein, um eine wirklich gute Datenlage zu bekommen", so Bettina Isnardy von Sanofi-Aventis, Österreich. Bei anderen Therapeutika bräuchte man teilweise nur "Probandenzahlen im Bereich von Tausend". Deswegen bekäme man bei Impfstoffen eine gute Evidenz, ob sie wirksam und sicher sind.
Bis zu 95 Prozent wirksam
Mit einer Wirksamkeit von um die 95 Prozent wären die Impfstoffkandidaten im Bereich von anderen, gängigen Impfstoffen, erklärte Renee Gallo-Daniel vom Österreichischen Verband der Impfmittelhersteller (ÖVIH), der die Online-Veranstaltung organisiert hat. Die Firmen BioNTech und Pfizer berichteten für ihr Vakzin eine Wirksamkeit von 95 Prozent, Moderna für ihren Corona-Impfstoff von 94,5 Prozent. Die FSME Impfung (Zeckenimpfung) erreicht 95 bis 99 Prozent, die HPV (Humane Papillomviren) Impfung 92 bis 100 Prozent, und Vakzine gegen Rotaviren (sie verursachen gefährliche Durchfallerkrankungen bei Kindern) schaffen 70 bis 90 Prozent. "Die Informationen zu den Impfstoffkandidaten sind aber die Ergebnisse von Interimsanalysen, wie die realen Zahlen zur Wirksamkeit aussehen, wird man nach dem Zulassungsverfahren wissen", sagte sie.
Die weit fortgeschrittenen SARS-CoV-2 Impfstoffe wären auch für Personen geeignet, die schon eine Coronavirus-Infektion mit klinischen Symptomen hatten, so Botond Ponner von AstraZeneca. In die Studien waren auch Probanden mit überstandener Coronavirus-Infektion eingeschlossen, genau so wie Personen mit gut kontrollierten Komorbiditäten, zum Beispiel ältere Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen und Personen, die HIV-positiv sind. Sie könnten demnach auch geimpft werden.
Sicherheitsbedenken
"Aufgrund von Sicherheitsbedenken hat man aber die Impfstoffe nicht bei Schwangeren, Patienten mit Immunschwäche, Krebserkrankungen oder Blutungsneigung getestet, sie sollten daher auch nicht geimpft werden", erklärte er. Dies würde aber wohl auch von den Behörden in den Zulassungen so festgelegt, meint Christian Taucher vom Impfstoffunternehmen Valneva Austria.
"Da der Fokus der Studien bisher bei den Erwachsenen war, kann man davon ausgehen, dass die ersten Zulassungen nur den Erwachsenenbereich betreffen werden", sagte Gallo-Daniel: "In weiterer Folge werden aber auch Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Studien eingeschlossen werden."
Die Methode mRNA (Boten-RNA) als Impfstoff zu verwenden, sei nicht so neu, wie oft kolportiert wird, sagte Andreas Wagner von Polymun Scientific Immunbiologische Forschung: "Es gibt durchaus schon mRNA-Vakzine gegen Influenza und Tollwut in Humanstudien". Zugelassen sind diese Impfstoffe allerdings noch nicht.