Die Lage in Indien wird immer dramatischer. Jitender Singh Shunty berichtet vom Grauen eines Krematoriums.
Zwölf Tage in Folge gab es in Indien täglich mehr als 300.000 neue Corona-Fälle. Am Montag waren es 368.147. Damit stieg die Gesamtzahl der bestätigten Infektionen im Land mit 1,35 Milliarden Einwohnern auf 19,93 Millionen. Heute wird die 20-Millionen-Marke überschritten. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich an nur einem Tag um 3.417 auf 218.959.
Bedrohlich. In den Spitälern gibt es keinen medizinischen Sauerstoff mehr, Impfstoffe sind viel zu wenig vorhanden. Ein großflächiger Lockdown wird aus Angst vor den wirtschaftlichen Folgen nicht ausgerufen.
Feuer brennen. Die Krematorien im Land sind völlig überfüllt, viele Corona-Tote werden auch in Parks oder auf Parkplätzen verbrannt. Jitender Singh Shunty, er arbeitet in einem Krematorium in Delhi, schildert der Deutschen Presse-Agentur die Lage im Land. „Ich dachte, dass ich gefühllos geworden bin, nachdem ich Tausende Einäscherungen gesehen habe.“
"Auch die Menschlichkeit stirbt"
Es würden nicht nur alte Menschen an Corona sterben, erzählt der 58-Jährige. „Ich habe Leichen kleiner Kinder und junger Frauen gesehen. Gerade gestern haben wir das Feuer entfacht auf einer jungen Braut, die zehn Tage davor geheiratet hat." Shunty erzählt auch von einer Mutter, die während der Einäscherung ihres Sohnes plötzlich davongerannt ist. Sie musste gehen, weil auch ihre Tochter an Corona gestorben ist. Der 58-Jährige muss selbst in seinem Auto schlafen - auch Shuntys Familie ist an Corona erkrankt.
„Nicht nur Menschen sterben in Delhi, auch die Menschlichkeit stirbt", erzählt Shunty weiter. "Viele Menschen sterben nicht wegen Corona, sondern weil sie keine Behandlung erhalten. Nennt man das Tod - oder Mord?"