Umfrage

Coronavirus: Mehrheit der Österreicher ist für Impfpflicht

23.05.2020

FPÖ-Wähler mehrheitlich dagegen.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty Images
Zur Vollversion des Artikels

Wien. Laut einer von Unique research für die nächste Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" durchgeführten Umfrage ist eine Mehrheit der Österreicher für eine verpflichtende Impfung gegen Covid-19 - sobald ein Impfstoff zugelassen ist. Bei einer Schwankungsbreite von plus/minus vier Prozent sind 30 Prozent der 500 Befragten "sehr", 25 Prozent "eher" dafür. 28 Prozent lehnen eine Impfpflicht klar ab.

Wähler der beiden Regierungsparteien ÖVP und Grünen sprechen sich zu je zwei Dritteln "eher" oder "sehr" für eine Impfpflicht aus. Bei den SPÖ-Anhängern beträgt die Zustimmung 61 Prozent, bei Neos-Wählern sogar 72 Prozent. FPÖ-Wähler scheren deutlich aus dem Meinungsspektrum aus, 62 Prozent dieser Gruppe sind demnach "sehr" gegen eine Impfpflicht.

Christine Druml, Leiterin des UNESCO-Lehrstuhls für Bioethik und Vorsitzende der Bioethik-Kommission im Kanzleramt, sprach sich unterdessen in einem "profil"-Interview bei Vorhandensein eines gut verträglichen und wirksamen Impfstoffes im Zweifel für eine Impfpflicht gegen Covid-19 aus. "Sollten die Menschen nicht freiwillig die Ordination stürmen, dann muss man überlegen, wie man eine Impfung verpflichtend machen kann", sagt Druml.

Covid-19 sei kein Schnupfen

Covid-19 sei kein Schnupfen, sondern eine Erkrankung mit potenziell schweren Verläufen auch für Junge und Gesunde. Druml: "Die Autonomie des Einzelnen endet dort, wo ich anderen schade." Bei der Abwägung einer Impfpflicht müsse im Fall von Corona auch der wirtschaftliche Schaden der Pandemie miteinfließen.
 
Auch eine Grippe-Impfpflicht sollte breit diskutiert werden, um besser auf weitere Corona-Wellen vorbereitet zu sein, regt Druml an. In der "profil"-Umfrage fand der Gedanke an eine Grippe-Impfpflicht, um für eine zweite Corona-Welle gewappnet zu sein, weniger Zustimmung als jener Corona betreffend. Nur 44 Prozent der Befragten sind dafür.
 
Die Bioethik-Kommission trat 2019 für eine Masern-Impfpflicht ein. Die Argumente von damals könnten laut Druml auch für Corona gelten. Zur Politik, die Impfpflichten gegen Masern und Covid-19 mehrheitlich ablehnt, meint Druml: "Das Herumlavieren der Politik ist ein Problem. Das Signal: 'Wir zwingen niemanden, entscheidet selbst', ist falsch verstandene Liberalität. Denn so entsteht der Eindruck, an den Argumenten der Impfgegner könnte etwas dran sein". Sinngemäß sei über die Sinnhaftigkeit des Impfens nicht zu diskutieren.
Zur Vollversion des Artikels