Politik-Insider von Isabelle Daniel

"Dann haben wir 8.000 Fälle am Tag", warnte Anschober

02.03.2021

Wie Anschober versuchte, Länderchefs zu überzeugen. Und wovor Experten jetzt warnen. 

Zur Vollversion des Artikels
© APA/HANS PUNZ
Zur Vollversion des Artikels
Das Match. Die Landeshauptleute machten am Montag im Kanzleramt gar kein Geheimnis mehr daraus, dass sie das machen müssten, was „die Leute“ wollen würden. Und diese würden „öffnen wollen“, sagten sowohl Wiens Bürgermeister Michael Ludwig als auch seine Kollegen aus Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner, und Oberösterreich, Thomas Stelzer. Dieses Mal stellte sich aber Gesundheitsminister Rudolf Anschober massiv dagegen. Würde man mitte März so öffnen, wie die Länder das wollen würden, wären wir zwei Wochen später bei „7.000 bis 8.000 Neuinfektionen am Tag“, warnte er eindringlich. Er wolle dafür „nicht die Verantwortung übernehmen“ und erinnerte an den Oktober, als die Welle die Politik offenbar wirklich überrascht hatte.
 
Mittelweg. Unter den Landeshauptleuten reagierte aber unisono die Stimmung, dass die „Leute sich nicht mehr an die Maßnahmen halten würden“.
Anschober legte sein De-facto-Veto ein. Kanzler Sebastian Kurz versuchte den Mittelweg. Auch er sehe, dass alle die Beschränkungen „satthätten“. Aber die Spitalszahlen würden zeitverzögert steigen. Er warnte explizit Niederösterreich und Wien. Anschober referierte, dass diese bereits seit einer Woche wieder ansteigen würden.
 

Lage „brandgefährlich“

 
Wie heikel ist die Situation wirklich? Die meisten Experten, wie etwa der Komplexitätsforscher Peter Klimek, sehen Öffnungsschritte als „hochriskant“ an. Der anwesende Virologe Andreas Bergthaler erklärte, dass es keine „virologischen Argumente“ für eine Öffnung geben würde, und schilderte die Ausbreitung der B.1.1.7- und B.1.351-Variante. Und mahnte, dass diese sich auch in Vorarlberg ausbreiten könne.
 
Dritte Welle. Klimek bestätigt auch ÖSTERREICH, dass wir de facto bereits in der dritten Welle seien. Längerfristige Prognosen seien nicht möglich. Die Lage verworrener als im Oktober.
Dass erst bei einer Inzidenz von 400 – da soll es dann regionale Verschärfungen geben – reagiert werde, kann er nicht nachvollziehen.
Das führt uns wieder zu den Landeshauptleuten und der Sitzung zurück. Die von der Ampel-Kommission geforderte Grenze von Sieben-Tage-Inzidenz ab 200, lehnten sie schlicht ab. Auch eine Inzidenz von 250 war nicht drinnen. Also kam die Lösung „400“ heraus. Und diese Grenze ergibt zumindest für Experten keinen Sinn. Am 15. März werden die Zahlen neu evaluiert.
 
Isabelle Daniel
Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel