Junge Patienten, die überhaupt keine Vorerkrankung aufweisen, auf der Intensivstation landen und letztlich versterben, seien "sehr selten" bzw. die "deutliche Minderheit", so ein Experte.
Dass Menschen ohne Grunderkrankung nur in Ausnahmefällen schwerste Corona-Verläufe durchmachen bzw. an der Krankheit sterben - daran hat sich auch in der vergangenen zweiten Welle nichts geändert. Junge Patienten, die überhaupt keine Vorerkrankung aufweisen, auf der Intensivstation landen und letztlich versterben, seien "sehr selten" bzw. die "deutliche Minderheit", sagte Michael Joannidis, Leiter der internistischen Intensivstation der Uni-Klinik Innsbruck, im APA-Gespräch.
Häufigste Vorerkrankungen: Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck
Über 95 Prozent der Tiroler Intensivpatienten, die wegen des Virus intensivmedizinische Behandlung benötigten, hätten eine schwere Lungenentzündung entwickelt. Die Vorerkrankungen, die in den meisten Fällen bestanden, betrafen sehr häufig Diabetes, aber vielfach auch hohen Blutdruck oder Übergewicht. Hoher Blutdruck bestand bei zwei Drittel der Intensiv-Fälle, so Joannidis.
Darüber hinaus gelte - ob erste oder zweite Welle: "Höheres Alter ist mit einer deutlich schlechteren Überlebensrate verbunden". In der zweiten Welle - in denen die Intensivpatienten im Durchschnitt deutlich älter waren - habe die Sterblichkeit bei Über-80-jährigen "circa 50 Prozent" betragen, so der renommierte Mediziner. Bei den Unter 60 jährigen hingegen weniger als zehn Prozent. Im Median hätten die Corona-Todesfälle in der ersten Welle ein Alter von 76 Jahren aufgewiesen, in der zweiten 77 Jahre. 70 Prozent der Corona-Intensivpatienten sind laut dem Experten übrigens männlich.
Die Sterblichkeit auf den Tiroler Intensivstationen betrug in der zweiten Welle 28 Prozent, hatte Joannidis zuletzt im APA-Interview erklärt. Damit lag sie etwas höher als in der ersten Welle der Pandemie, als sie 24 Prozent betrug.
Bei den an Corona erkrankten Intensivpatienten zeigten sich immer wieder überraschende Krankheitsverläufe. Nicht selten stelle man eine "Diskrepanz von Symptomatik zu Lungenbild" fest. Oftmals ist die intensivmedizinische Behandlung langwierig und komplikationsreich (oft Sekundärinfektionen). Dramatische, nicht erwartete Verläufe seien ebenso darunter wie positiv-überraschende: So haben sich schwerste Verläufe unter maximaler Therapie wieder gut erholt andererseits traten oft so rapide Verschlechterungen ein, dass alle intensivmedizinische Maßnahmen und Anstrengungen des Teams leider erfolglos waren.