Die Sozialistische Jugend (SJ) veranstaltete ein Lichtermeer für Moria vor dem Außenministerium.
Lesbos/Wien. Die Situation auf Lesbos, vor der Hilfsorganisationen schon vor Wochen gewarnt hatten, ist eingetreten: Der Winter ist über die griechische Insel hereingebrochen, der damit einhergehende starke Wind und Regen haben Zelte Tausender Menschen im Flüchtlingscamp Kara Tepe überschwemmt. Diese würden teilweise gar nicht mehr trocknen, die Menschen müssten in "feuchten bis nassen" Zelten schlafen, erzählte Rotkreuz-Mitarbeiterin Christine Widmann am Donnerstag im APA-Gespräch.
Die Zustände seien "inakzeptabel" und "menschenunwürdig", monierte Widmann. Aktuell könnten nicht einmal die Grundbedürfnisse der rund 7.000 Geflüchteten in dem Camp erfüllt werden. So gebe es kaum Warmwasserduschen und zu wenige Toiletten. "Manche Bewohner sagen, dass es teilweise sogar in Moria besser war", so die 53-Jährige. Moria war bis zu seiner Zerstörung durch einen verheerenden Brand im September 2020 das größte Flüchtlingslager Europas. Es war heillos überfüllt, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kritisierten die Zustände dort immer wieder als untragbar.
1.500 Teilnehmer bei Demo in Wien
Um auf die schlechten Zustände rund um das ehemalige Flüchtlingslager Moria und die aktuelle Notunterkunft in Kara Tepe aufmerksam zu machen, veranstaltete die Sozialistische Jugend (SJ) am Donnerstag ein Lichtermeer für Moria vor dem Außenministerium. Dabei hätten sich 1.500 Teilnehmer versammelt, schreibt die SJ in einer Aussendung. "Die Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern sind nicht weiter tragbar. Es ist inakzeptabel, dass unsere Bundesregierung die Augen verschließt und nichts unternimmt", sagt Paul Stich, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreich (SJ).
"Dutzende Gemeinden und weite Teil der Zivilgesellschaft wollen einen Beitrag leisten, um diese Menschen aus der Hölle auf Erden zu retten. Unverständlicherweise stiehlt sich die Bundesregierung aus der Verantwortung und lässt dadurch zu, dass tausende Menschen weiter im Dreck leben müssen", erinnert Stich auch an die konkreten Angebote, Menschen aufzunehmen.
Der ÖVP wirft er eine "Doppelmoral" im Umgang mit den Flüchtlingen auf Moria vor: "Christliche Werte zu betonen und gleichzeitig zuzulassen, dass Kinder inmitten von Ratten zerfressen werden - das geht sich in keinem Universum dieser Welt aus", so Stich abschließend.