Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA könnte den Biontech/Pfizer-Impfstoff noch diesen Monat auch für Zwölf- bis 15-Jährige zulassen.
Dies sagte EMA-Chefin Emer Cooke im Gespräch mit dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe) und mehreren anderen europäischen Zeitungen. Derzeit sei Juni das Ziel für die Zulassung. "Wir versuchen, ob wir dies bis Ende Mai beschleunigen können", so Cooke. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte am Montag eine entsprechende Notfallzulassung erteilt.
Cooke sagte, dass ihre Behörde am 30. April mit der Prüfung eines Pakets mit Informationen über den Biontech/Pfizer-Impfstoff für Zwölf- bis 15-Jährige begonnen habe. Mit Blick auf die erwarteten modifizierten Impfstoffe gegen Coronavirus-Mutationen sagte die Chefin der von Politikern wie etwa auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als zu behäbig kritisierten Behörde, dass die entsprechenden Zulassungen "sehr schnell" erteilt werden könnten. Schließlich müsse sich die EMA verglichen zu den Erstzulassungen "ein kleineres Paket an Daten" ansehen.
Impfungen vor neuem Schuljahr
Österreich scharrt mit Blick auf das kommende Schuljahr bereits in den Startlöchern, was eine Impfung der 12- bis 15-Jährigen betrifft. "Wir bereiten uns bereits darauf vor, dass wir in Österreich, sobald eine Verwendung durch die EMA zugelassen ist, auch den rund 340.000 zwölf- bis 15-jährigen Kindern und Jugendlichen ein Impfangebot machen werden können", betonte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) Ende April.
Als erstes Land hatte Kanada den Biontech/Pfizer-Impfstoff auch für jüngere Jugendliche zugelassen. Am Montag folgte dann auch die US-Arzneimittelbehörde FDA. Die bereits bestehende Notfallzulassung für Menschen ab 16 Jahren sei entsprechend angepasst und erweitert worden, hieß es.
Biontech und Pfizer hatten vor einigen Wochen mitgeteilt, dass eine klinische Studie in der Altersgruppe von 12 bis 15 Jahren in den USA eine Wirksamkeit von 100 Prozent gezeigt habe. Die Impfung sei zudem auch gut vertragen worden. Die Nebenwirkungen hätten jenen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren entsprochen. Laut der FDA wurden den US-Behörden in den vergangenen Monaten etwa 1,5 Millionen Corona-Infektionen von Personen im Alter zwischen 11 und 17 gemeldet.
Herdenimmunität
Die Impfung von Minderjährigen gilt für die Annäherung an die Herdenimmunität als sehr wichtig. Viele Experten zweifeln wegen der weit verbreiteten Impfskepsis in den USA allerdings mittlerweile daran, dass diese überhaupt erreicht werden kann. 46 Prozent der Amerikaner haben mindestens eine Dosis eines Vakzins erhalten - die Nachfrage nimmt stetig ab. Wie viele für die Herdenimmunität geimpft sein müssen, ist umstritten. Schätzungen variieren zwischen etwa 70 und 90 Prozent.
Biontech und Pfizer untersuchen momentan zudem die Wirkung und Sicherheit ihres Corona-Impfstoffs bei Kindern zwischen sechs Monaten bis einschließlich elf Jahren weiter. Biontech geht nach eigenen Angaben davon aus, dass belastbare Daten daraus bis September verfügbar sein werden. Auch andere Corona-Impfstoffe werden derzeit an Kindern und Jugendlichen getestet.