Bei Corona-Todesrate
Experte: "Österreich um 30 Prozent besser dran als Deutschland"
25.05.2020
Laut dem Public-Health-Experten Armin Fidler hat Österreich in der Coronakrise 'etwas hinbekommen, das im internationalen Vergleich fast einzigartig dasteht'.
Wien. In Österreich ist die Zahl der aktiv an Covid-19 erkrankten Personen mit 760 Fällen erneut zurückgegangen. Aufgrund der positiven Entwicklung drängen besonders Bundesländer mit kaum noch Infizierten darauf, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Pandemie weiter zurückzunehmen. Auch andere Länder in Europa fuhren die Restriktionen weiter herunter.
Die Landeshauptleute von Oberösterreich und Kärnten, Thomas Stelzer (ÖVP) und Peter Kaiser (SPÖ), werden ein Konzept für regionale Lockerungen von Corona-Maßnahmen ausarbeiten. Als Beispiele für regional umsetzbare Lockerungen nannte Kaiser Erleichterungen bei der Maskenpflicht - bei Kindern oder Dienstleistern, die mit Mund-Nasen-Schutz im Sommer unter der Hitze leiden würden, außerdem die Wiedereinführung des Turnunterrichts in den Pflichtschulen, mehr Teilnehmer für Begräbnisse, Mannschaftssport auch mit Körperkontakt und Proben von Blasmusikern.
Die Vorschläge sollen bei der nächsten Videokonferenz der Landeshauptleute mit der Bundesregierung bewertet werden, sagte Kaiser. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) äußerte am Montag bereits Verständnis für die Anliegen. "Das ist eine Debatte, die wir führen werden müssen", sagte er bei einer Pressekonferenz.
Österreich im Vergleich fast einzigartig
Von Expertenseite gab es erneut Lob für die bisher gesetzten Maßnahmen. Laut dem Public-Health-Experten Armin Fidler hat Österreich in der Coronakrise "etwas hinbekommen, das im internationalen Vergleich fast einzigartig dasteht". Fidler bezog sich in seinen Ausführungen insbesondere auf die Covid-19-Todesrate, die eine der besten der Welt sei. "Mit 71 Toten pro einer Million Einwohner sind wir um 30 Prozent besser dran als Deutschland", stellte er fest.
641 Personen sind bisher laut Innenministerium in Österreich an den Folgen des Corona-Virus verstorben und 15.138 sind wieder genesen. 139 Erkrankte sind in krankenhäuslicher Behandlung, 31 davon auf Intensivstationen.
Die ÖBB und die Polizei verstärken in der Coronakrise ihre Zusammenarbeit. Innen- und Verkehrsministerium sowie die ÖBB stellten einen neuen Kooperationsvertrag sowie einen Infofolder für die Fahrgäste vor. Der Folder zum Thema "Gesund reisen" des Projekts "Gemeinsam sicher mit den ÖBB" enthält sowohl allgemeine Tipps - wie Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen - als auch für die andauernde Zeit der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie.
Österreichs Ärztekammer rief genesene Menschen auf, für Plasmaspenden zur Verfügung zu stehen. Ehemalige Covid-19-Patienten könnten einen wesentlichen Beitrag leisten, um Leben zu retten, betonte Präsident Thomas Szekeres in einer Aussendung.
Spanien, Italien und Griechenland lockern Maßnahmen
Auch Spanien, Italien und Griechenland lockerten ihre Corona-Maßnahmen weiter. In vielen Küstenregionen Spaniens dürfen die Menschen seit Montag wieder am Strand liegen und im Meer baden. In Madrid und Barcelona sind die Parks und die Terrassen von Bars und Restaurants geöffnet. In Italien öffneten Schwimmbäder und Fitnessstudios, in Griechenland die Tavernen.
Spanien ist mit mehr als 28.700 Todesfällen eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder weltweit und hatte eine der weltweit striktesten Ausgangssperren ausgerufen. Inzwischen hat sich die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in dem EU-Land aber deutlich abgeschwächt. In weiten Teilen Spaniens waren die Auflagen bereits vor zwei Wochen gelockert worden. In Madrid, Barcelona und in Teilen der Region Kastilien und Leon im Nordwesten Spaniens wurden die Ausgangssperren aber noch aufrechterhalten.
In Italien durften nach der Wiedereröffnung der Restaurants auch Schwimmbäder und Fitnessstudios öffnen. Allerdings befürchtet die Regierung soziale Revolten als Folge der Krise. "Wir müssen dafür sorgen, dass die Stützungsmaßnahmen rasch gezahlt werden. Die Gefahr ist ansonsten, dass die Wut der Bürger ausbricht, und das müssen wir verhindern", sagte Innenminister Luciana Lamorgese. Besonders unter Druck geraten sind Restaurants, Pizzerien und Gasthäuser. 92 Prozent waren mit ihren Einnahmen in der ersten Woche nach Ende des Lockdowns unzufrieden. Auch Friseure und Kosmetiksalons stöhnen wegen der negativen Auswirkungen der Corona-Sicherheitsvorkehrungen, geht aus Angaben des Handelsverbands Confcommercio hervor.
Wirte in Athen dürfen nur halb so viele Tische aufstellen
In Athen genossen wieder viele Menschen ihren Frappe in der Morgensonne. Die Wirte dürfen aber nur halb so viele Tische aufstellen wie vor der Pandemie. Auch andere Länder lockerten ihre Beschränkungen. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew fährt seit Montag die U-Bahn wieder. In Japan hob Regierungschef Shinzo Abe angesichts sinkender Infektionszahlen den Ausnahmezustand nun auch in der Hauptstadt Tokio, in Osaka und auf der Insel Hokkaido auf. In Indien durften nach einer zweimonatigen Zwangspause Inlandsflüge starten.
In Südamerika breitet sich das Coronavirus dagegen weiter rasant aus. Die Zahl der registrierten Todesopfer in Südamerika und der Karibik liegt laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP inzwischen bei mehr als 40.000. Brasilien ist mit mehr als 22.600 Todes- und rund 363.000 Infektionsfällen am stärksten betroffen.
Die USA untersagten daher am Sonntag Einreisen aus Brasilien. Das Verbot gilt für Ausländer, die sich in den zwei Wochen vor ihrer geplanten Einreise in die USA in Brasilien aufgehalten haben. US-Präsident Donald Trump wolle auf diese Weise verhindern, dass Reisende aus Brasilien zum Auslöser weiterer Infektionen in den Vereinigten Staaten würden, erklärte das Weiße Haus.