Derzeit ist für den Empidemiologen Gartlehner eine Lockerung nicht wahrscheinlich. Er erklärt, dass die britische Mutation schon stärker verbreitet sein kann.
In Sachen Corona-Bekämpfung ist mittlerweile eher mit Verschärfungen als mit Lockerungen zu rechnen. Denn vieles deute darauf hin, dass die neue Virusvariante B.1.1.7. schon stärker in Österreich verbreitet ist, betonte der Epidemiologe Gerald Gartlehner Freitag in der "ZiB2". Für "sehr unwahrscheinlich" hält er, dass die Schulen am 25. Jänner in den Regelbetrieb gehen können. Effiziente Maßnahmen wären laut Gartlehner ein beschränkter Bewegungsradius oder Homeoffice-Pflicht.
Da die britische Variante um ca. 50 Prozent ansteckender ist, wären - bei starker Verbreitung - auch Nachschärfungen zum bereits seit drei Wochen geltenden Lockdown zu erwägen. Da die bisherigen Maßnahmen schon jetzt oft mehr schlecht als recht wirken würden, müsse man Verschärfungen überlegen. Wirksam wäre etwa die Beschränkung des Bewegungsradius wie in Deutschland: Dort darf man sich in Gebieten mit hohen Infektionszahlen nur 15 Kilometer rund um die Wohnung bewegen.
Wie weit die britische Variante in Österreich verbreitet ist werde man Anfang nächster Woche abschätzen können. Über leichte Lockerungen könnte man aus Gartlehners Sicht nur nachdenken, wenn B.1.1.7. weit weniger als ein Prozent der Infektionen ausmacht. Davon geht er aber nicht aus - angesichts der im Wiener Abwasser gefundenen (noch nicht bestätigten) Spuren und auch angesichts der hohen Infektionszahlen.
Dass die Erkrankungen auch nach drei Wochen nicht stärker zurückgegangen sind dürfte, so der Experte, aber auch an der geringer gewordenen Bereitschaft der Menschen liegen, die Schutzmaßnahmen einzuhalten. Dies wohl nicht nur aus "Corona-Müdigkeit", sondern wohl auch wegen der "Widersprüchlichkeit" der Maßnahmen. Dass z.B. man mit einer FFP2-Maske in eine kleine Skigondel darf, aber nicht ins Museum "widerspricht dem epidemologischen Hausverstand" - und damit sinke die Bereitschaft, sich an Maßnahmen zu halten.