Coronavirus

Experten: Starker Impf-Effekt bis Mitte Juni

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Bereits in wenigen Wochen ist eine stabile Corona-Situation in Österreich erreichbar.

Die Covid-19-Impfungen haben bei breiter Immunisierung der Bevölkerung einen deutlichen Effekt in der Zurückdrängung der Pandemie. Sie wirken zu etwa 90 Prozent krankheitsverhütend, zu 70 Prozent werden Infektionen verhindert. In Österreich könnte eine stabile Situation Mitte Juni dieses Jahres erreicht werden, erklärte der Wiener Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch Dienstagabend bei einer Online-Veranstaltung in Wien.

Organisiert wurde das Symposium von der Österreichische Gesellschaft für Vakzinologie gemeinsam mit der MedUniWien zum Thema "Covid Impfung im Wettlauf mit der Pandemie". Kollaritsch listete aus internationalen Quellen bereits eine ganze Reihe von vorhandenen Studienergebnissen auf, die Hinweise auf, welche die Wirksamkeit der Massenimpfungen mit den SARS-CoV-2-Vakzinen belegen. In klinischen Studien hatte sich zuvor mit den verschiedenen Impfstoffen eine Schutzrate besonders vor schweren Covid-19-Erkrankungen von bis zu 95 Prozent ergeben.

Studien zeigen Impf-Effekt

Mittlerweile liegen aber zahlreiche Daten aus den Routine-Impfprogrammen aus mehreren Ländern bzw. Regionen vor. In einer groß angelegten Studie mit fast 600.000 Personen (geimpft und ungeimpft) zeigte sich in Israel mit dem Pfizer/BioNTech-Impfstoff 14 bis 20 Tage nach der ersten Impfdosis eine Schutzrate vor schweren Covid-19-Erkrankungen von 62 Prozent, nach 21 bis 27 Tagen von 80 Prozent, schließlich eine Woche nach der zweiten Impfung eine Reduktion um 92 Prozent. Die Schutzrate gegen Infektionen mit SARS-CoV-2 stieg von 46 Prozent auf 60 Prozent und schließlich auf 92 Prozent zu den gleichen Zeitpunkten.

Der Wiener Experte zitierte auch die vor kurzem im "Lancet" publizierte groß angelegte Studie aus Schottland mit den Pfizer/BioNTech- und AstraZeneca-Vakzinen: "Eine einmalige Verabreichung der Impfstoffe BNT162b2 mRNA und ChAdOx1 führte in Schottland zu einer deutlichen Verringerung des Risikos einer Covid-19-bedingten Hospitalisierung." Für beide Vakzine zusammen ergab sich in der zweiten Woche nach der Erstimpfung eine Reduktion der Spitalsaufnahmen um 47 Prozent, nach 14 bis 20 Tagen um 60 Prozent, nach 21 bis 27 Tagen um 70 und nach 28 bis 34 Tagen um 84 Prozent. Die AstraZeneca-Vakzine lag im Vergleich zu jener von Pfizer/BioNTech in allen diesen Auswertungen etwas höher mit der Schutzrate.

Bei der Verhinderung schwerer oder gar kritischer Covid-19-Erkrankungen trennen sich die Kurven zwischen Geimpften und Ungeimpften etwa 14 Tage nach der ersten verabreichten Vakzine-Dosis. Das zeigte sich in einer britischen Studie mit zwei Millionen geimpften Personen auch bei der Reduktion der Infektionsraten mit einer Verringerung der positiven SARS-CoV-2-Tests 28 Tage nach der Immunisierung mit dem Pfizer/BioNTech- oder AstraZeneca-Impfstoff um etwa drei Viertel.

Erste Effekte sichtbar

In Österreich könnten ebenfalls bereits Effekte der laufenden Impfkampagne beobachtbar sein. So lag beispielsweise (Datenstand: 25. April 2021) die Sieben-Tages-Inzidenz der SARS-CoV-2-Infektionen (16. bis 24. April) unter den 75- bis 84-Jährigen bei 80 pro 100.000 Personen, unter den Sechs- bis 14-Jährigen, die derzeit keinesfalls geimpft werden, hingegen bei 267,7/100.000 (15- bis 24-Jährige: 261,5; 25- bis 34-Jährige: 216/100.000). Die Zahl der Covid-19-Todesfälle blieb in Österreich von Februar bis April relativ gleich. Der Anteil der Covid-19-Todesfälle in Alters- und Pflegeheimen an der Gesamtmortalität durch die Erkrankung nahm von 48 Prozent im Dezember 2020 auf sechs Prozent im April (Stand: 26. April) ab. Im März waren es noch 15 Prozent gewesen.

Kollaritsch in einer der grafischen Darstellungen: "Die Impfungen wirken individuell krankheitsverhütend zu etwa 90 Prozent, im Kollektiv infektionsmindernd zu etwa 70 Prozent. Der Rückgang der Infektionszahlen ist proportional zur Durchimpfung - allerdings mit ca. drei bis vier Wochen Verzögerung."

Die mögliche Entwicklung in Österreich hat Michael Kundi vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien vorausberechnet. Angenommen wurde eine Dominanz der britischen Virusvariante (B.1.1.7), 20 Prozent der Bevölkerung bereits nach einer durchgemachten Erkrankung und 18 Prozent der Bevölkerung aus Alters-oder sonstigen Gründen nicht für eine Impfung vorgesehen (Übertragung von SARS-CoV-2 nach Impfung oder Erkrankung minus 75 Prozent). "Berechnet auf einen Schutzbeginn ab drei Wochen nach Erstimpfung bleibt die epidemiologische Lage stabil bei Durchimpfung von mindestens 44 Prozent (der für die Impfung infrage kommenden Personen; Anm.). Bei Beibehaltung des gegenwärtigen Impftempos wird dieser Zustand Mitte Juni erreicht", zitierte Kollaritsch die Berechnungen. Dann sollte die Reproduktionszahl von SARS-CoV-2 anhaltend bei einem Faktor von 0,9 angekommen sein.

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