Forscher uneins

Experten-Streit: Gibt es neue, aggressivere Corona-Mutation?

07.05.2020

US-Wissenschaftler behaupten, einen neuen, aggressiveren Mutanten des Coronavirus gefunden zu haben. Dafür gibt es jedoch keine Beweise, meint ein deutscher Virologe.

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Es soll einen zweiten Virusstamm des Coronavirus geben - und dieser sei noch ansteckender und aggressiver als das ursprüngliche Virus, behaupten Wissenschaftler der US-amerikanischen Forschungseinrichtung Los Alamos National Laboratory in New Mexico. Sie berichten, dass der Stamm erstmals im Februar in Europa beobachtet worden sei. Danach habe er sich schnell an der Ostküste der USA verbreitet. Seit Mitte März würde der "neue" Stamm die ganze Welt dominieren. Den "ursprünglichen" Stamm aus Wuhan habe der neue, ansteckendere und aggressivere Virus bereits verdrängt.

Neuer Stamm bereitet Wissenschaftlern Sorgen

Gemeinsam mit Forschern der Duke University und der University of Sheffield in England sollen die Wissenschaftler bei ihrer Analyse 14 Mutationen identifiziert haben. Besonders der Mutant „D614G“, welcher das Spike-Protein des Virus verändere, bereitete ihnen dabei Sorgen. Das zackenartige Spike-Protein ist dafür verantwortlich, dass das Virus an eine Wirtszelle andocken kann, indem es an die ACE2-Rezeptoren bindet.

Virologe: Nichts bewiesen

Der deutsche Virologe Friedemann Weber hingegen behauptet, dass es keinen Beweis gebe, dass sich das Virus schneller ausbreite und somit infektiöser und aggressiver sei: „Dass die Spike-Mutation ‚D614G‘ tatsächlich eine schnellere Ausbreitung bewirkt, ist eine valide Hypothese, aber momentan gibt es dafür keinen Beweis", so der Wissenschaftler. Er meint, es könne auch sein, dass diese Virusvariante zufällig in Europa eingeschleppt wurde und sich dort verbreitet hat. Der Anstieg der Variante in den USA im Vergleich zu anderen könnte dann durch eine wiederholte Einschleppung aus Europa oder New York passiert sein. Dabei spreche man vom sogenannten "Founder Effect".

Auch einen möglichen Einfluss auf die Schwere der Krankheit habe die beschleunigte Ausbreitung nicht.

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