In einem Fachartikel
Forscher sagen, wer schuld an der Corona-Pandemie ist
07.12.2020Wissenschaftler aus Klosterneuburg sehen den Eingriff des Menschen in die Artenvielfalt als Auslöser für die Corona-Pandemie.
Klosterneuburg, Wien. Das internationale Team des Konrad Lorenz Instituts Klosterneuburg (KLI) stellte in einem Artikel in der Fachzeitschrift "Science of the Total Environment" ein Konzept vor, um die Beziehungen zwischen globaler Diversität und der Covid-19 Pandemie zu verstehen. "Wir können die Pandemie als Folge des vom Menschen verursachten Diversitätsverlustes der Geosphäre und Biosphäre betrachten, welcher sich rückwirkend auch auf die Vielfalt der Anthroposphäre auswirken kann", sagt Dr. Roberto Cazzolla Gatti, Erstautor des Artikels.
Wenn wir lernen wollen, mit der Pandemie umzugehen – schlägt der Artikel vor – müssen wir sie als komplexes globales Phänomen mit weitreichenden zeitlichen und räumlichen Wechselwirkungen verstehen. Derzeit mangelt es jedoch gerade an solchen ganzheitlichen Forschungsansätzen. Das interdisziplinäre KLI-Team streicht daher besonders die Zusammenhänge zwischen der Covid-19 Pandemie und der Umwelt als selbstregulierendes, sich entwickelndes System hervor. Die Autoren interpretieren die aktuelle Pandemie als Resultat verringerter menschlicher, biologischer und geochemischer Vielfalt, wie es in einer Aussendung heißt. "Diversität stellt wohl den wichtigsten Lösungsansatz dar, um mit Pandemien und ihren Folgen umzugehen", sagt Dr. Guido Caniglia, Wissenschaftlicher Direktor des KLI und Mitautor des Artikels.
Vom Menschen ausgehende Stressfaktoren
Vom Menschen ausgehende Stressfaktoren, wie etwa die Ausbeutung biologischer und geologischer Ressourcen, führen zur verringerten Widerstandsfähigkeit und haben schließlich drastische Auswirkungen auf natürliche und menschengemachte Systeme, so der Artikel. Auch die unmittelbaren Reaktionen auf die Pandemie – wie etwa großräumige Lockdowns – scheinen der Umwelt zwar kurzfristig Erleichterung zu bringen, können aber langfristig negative Folgen haben.
Die Autoren rufen daher Politik und Entscheidungsträger eindringlich zu sofortigen Maßnahmen für Rehabilitation, Schutz und Förderung globaler Vielfalt auf. So setzt das KLI-Team auf die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, um gemeinsam neue Strategien zu erarbeiten.