Aus den zuletzt sequenzierten 53 Verdachtsfällen wurden in 46 Fällen die britische Variante per Ganzgenomsequenzierung bestätigt.
Wien. Die neue britische SARS-CoV-2-Variante wurde in 46 von bisher 53 genomsequenzierten Proben nachgewiesen. Das bestätige Andreas Bergthaler vom Forschungsinstitut für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) am Montagabend gegenüber der APA. Überdies wurden überraschend hohe Konzentrationen der B.1.1.7.-Variante in einer Kläranlage in Salzburg gefunden. Die Werte erreichten dort über 50 Prozent der detektierten Coronaviren, so der Forscher.
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Die sequenzierten Proben der Tiroler Fälle (Jochberg) und aus einem Wiener Pflege- und Altenheim sind auf B.1.1.7 (englische Variante) bestätigt.
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Zwei weitere Verdachtsfälle aus Salzburg sind auch auf B.1.1.7bestätigt.
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Die Verdachtsfälle aus Hermagor in Kärnten sind keine der neuen Varianten.
Das Gesundheitsministerium schreibt in einer Aussendung, dass es keine weiteren Hinweise auf die südafrikanische Variante gibt.
"Die aktuell bestätigten Fälle von B.1.1.7. in Österreich zeigen, dass - wie in ganz Europa - die hoch ansteckende Virus-Variante auch bei uns angekommen ist", kommentierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die endgültigen Nachweise am Montagabend in einer Aussendung. Umso wichtiger sei die Suche nach der Virus-Mutation weiter massiv auszubauen, und "dass wir uns alle gemeinsam an die neuen Abstandsregeln halten, konsequent und - wann immer möglich - FFP2-Maske tragen und die Hygiene-Maßnahmen einhalten".
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Resultate basieren auf Ganzgenomsequenzierung
Die Resultate basieren auf einer etablierten Ganzgenomsequenzierung, die vom CeMM Forschungszentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften etabliert und im Dezember publiziert wurde (Popa A et al. Science Translational Medicine 2020). Bei den 46 nun durch die Ganzgenomsequenzierung gesicherten Fällen, bei denen die neue Mutation nachgewiesen wurde, handelt es sich großteils um die in der vergangenen Woche publik gewordenen Verdachtsfälle aus Tirol, zwei weiteren aus Salzburg sowie aus einem Wiener Pflegeheim, sagte Bergthaler. Unter den bestätigten Fällen fand sich die aus Südafrika stammende Virusvariante nicht.
In Proben aus dem Bezirk Hermagor (Kärnten), in denen der neue Stamm ebenfalls vermutet wurde, fand sich der charakteristrische B.1.1.7.-Mutationscluster nicht. Insgesamt weisen die Ergebnisse aber darauf hin, dass die mutationsspezifische Suche mittels PCR-Verfahren relativ gut funktioniere, betonte der Wissenschafter. Seitens des Gesundheitsministerium hieß es, dass diese Vortestungen (N501y-PCR) nach der britischen wie auch der südafrikanischen Version nun bundesweit ausgerollt werden sollen. In den vergangenen Tagen wurden 776 positive PCR-Proben von der AGES voruntersucht. Seit Anfang Jänner wird flächendeckend auf die spezifische PCR getestet. Durch diese Methode konnten vergangene Woche bereits fast 150 Verdachtsfälle identifiziert werden, hieß es aus dem Ministerium.
"Extrem hohen Anstieg dieser Mutation"
"Einen extrem hohen Anstieg dieser Mutation schon Anfang Jänner" zeigen Daten "aus zumindest einer Kläranlage in Salzburg", erklärte Bergthaler. Der Anteil unter den dort gefundenen SARS-CoV-2-Viren stieg hier über rund zehn Tage von null Prozent auf 16 Prozent und schließlich auf 54 Prozent in einer Probe vom 3. Jänner. Dieser Befund zeigte sich in den Analysen der Wissenschafter "erstaunlich deutlich". Dies sei der überraschendste Befund der ersten umfangreicheren Untersuchungen auf die neuen Varianten, "der natürlich auch wieder Fragen aufwirft", sagte Bergthaler.
Bei einer weiteren Kläranlage in Salzburg gebe es auch erste Nachweise, sonst allerdings fanden sich derartige Belege in keiner bisher genauer untersuchten weiteren Anlage in Österreich. Proben aus der Hauptkläranlage Wien, bei denen Ende der vergangenen Woche ebenfalls Vortests anschlugen, konnten aus technischen Gründen nicht eindeutig bestimmt werden.
Datenlage noch zu dünn
Um aus diesen Analysen ein halbwegs belastbares Bild der Verbreitung über Österreich hinweg oder in einzelnen Regionen zu zeichnen, sei die Datenlage noch zu dünn, betonte Bergthaler, da es sich hier um "vorausgewählte Verdachtsfälle" handelt. Es brauche nun etwa einigermaßen repräsentative Stichproben. So plane man etwa alle an einem Tag in einer Teststraße positiv getesteten Proben auch auf die Mutationen zu screenen. Mit solchen Zugängen lasse sich voraussichtlich ein tragfähigeres Verteilungsmuster erstellen.
Laut Gesundheitsministerium werden in Österreich Sequenzierungen seit April durchgeführt, um derartige Veränderungen durch Mutationen festzustellen. Nach dem Wissenschaftsbericht zu B.1.1.7 am 21. Dezember hat Österreich die aufwendigen Sequenzierungen massiv verstärkt. Ende Dezember konnten definitiv bei fünf Fällen erstmals festgestellt werden, dass viermal die britische Variante und einmal die südafrikanische Variante in Österreich vorliegt. Insgesamt wurden bisher über 1.900 Vollsequenzierungen durchgeführt.